MICHAEL STOEBER
Peter Keetman
Kunstmuseum Wolfsburg, 8.11.2003 – 22.2.2004
Die abstrakten Bilder sind die schönsten in seiner Serie “Volkswagenwerk 1953”. Wenn Peter Keetman Kotflügel des VW-Käfers fotografiert (S. 17-25 im Katalog), die in der Fertigungshalle des Volkswagenwerkes Wolfsburg darauf warten, montiert zu werden, dann ist nur noch ein in die Geheimnisse des Produktionsprozesses Eingeweihter in der Lage zu erkennen, dass es sich bei ihnen um Teile eines Automobils handelt. Der Fotograf geht mit seiner Linse so dicht an die Dinge heran, dass sich ihr ontologischer Status auflöst, sie im Bild zu etwas anderem werden als sie eigentlich sind. In den gestapelten Autoteilen entdeckt Keetman den Zauber der Struktur und des Lichtes. Die geschwungenen Metallflächen der Kotflügel mit ihren ausdrucksstarken Kanten erinnern an gefrorene Wellen, organoide Lamellen oder dünenhafte Schichtungen. Das Licht, das auf den Bildern liegt, stets Eigenlicht, nie Kunstlicht, verleiht den Dingen einen Glanz, der sie kostbar werden lässt. Es ist ein Licht, das in nuancierten Abstufungen eine große Palette an wunderbaren Grautönen sichtbar macht. Auch wenn es abgegriffen klingen mag, Keetmans Bilder entwickeln, wo Licht und Struktur zu ihren eigentlichen Protagonisten werden, magische Qualität.
Es sollte lange dauern, bis die Fotogeschichte den Wert dieser Bilder entdeckte. Die Werkserie, von der hier die Rede ist und die das Kunstmuseum Wolfsburg nun komplett vorstellt, entstand bereits im Jahre 1953. Damals fotografierte der Künstler ohne Auftrag, aber natürlich mit Einverständnis der Werksleitung, in den Montagehallen in Wolfsburg, wo zu jener Zeit der Lieferwagen von VW und der bald legendäre Käfer zusammengeschraubt wurden. Die Strategie…