Michael Stoeber
Peter Fischli & David Weiss
Fragen & Blumen. Eine Retrospektive
Deichtorhallen Hamburg, 18.4. – 31.8.2008
Die wohl bekanntesten zeitgenössischen Künstler der Schweiz, Peter Fischli und David Weiss, fanden 1979 zu gemeinsamer künstlerischer Arbeit zusammen. Sie saßen damals in der Küche eines Freundes in Los Angeles und fingen an, mit Lebensmitteln herumzuspielen. Vor allem eine Salami hatte es ihnen angetan. Mit kräftigen konstruktiven Schnitten verwandelten sie die Wurst in Autos, die bei einem Unfall zusammen stoßen. Das Spiel gefiel ihnen, und der Abend fand eine Fortsetzung. Die beiden Künstler formten aus dem banalen Material eine Vielzahl von Szenen, die sie dann fotografierten und als „Wurstserie“ veröffentlichten. Bereits in diesem ersten gemeinsamen Werk wird wie unter einem Brennglas deutlich, was für die Kunst von Fischli und Weiss charakteristisch ist: die Privilegierung verachteter Materialien, künstlerische Handarbeit in Form des Bastelns, der Alltag als Thema der Kunst und die Ablehnung einer heroischen Künstlerrolle. Gegen die stolze Selbstgewissheit der Minimal Art setzen Fischli und Weiss lieber Prozess und Experiment. Statt ultimative ästhetische Formen und Formeln zu propagieren, befassen sie sich nachdenklich und staunend, scheinbar naiv, im Grunde aber sehr raffiniert, mit der Welt und ihrer eigenen Lebenswirklichkeit. Die befragen sie lieber, anstatt sich für Antworten zuständig zu fühlen.
Mit diesem Fragegestus haben sie in einmaliger Weise das Herz ihres Publikums gewonnen. Anfang der achtziger Jahre tauchen zum ersten Mal Fragen im Werk von Fischli & Weiss auf, als die beiden Künstler in den Rollen von Bär und Ratte, zweier Comicfiguren, sich Gedanken über das Leben machen….