Friedemann Malsch
Peter Fischli/ David Weiss
»Flughäfen und Reiseziele«
Galerie Monika Sprüth, 19.5.-24.6.1989
Wer erkennt schon das Matterhorn von Süden oder von Westen her? Warum erscheint auch die Sicht auf den schiefen Turm von Pisa nur aus einer einzigen Perspektive wirklich faszinierend? Was treibt die Menschen zu Millionen zum Schloß Neuschwanstein, das alle von der schmalen hölzernen Marienbrücke aus fotografieren?
Natürlich ist es der Warenverkehr, in den auch die immateriellen Bereiche des Lebens miteinbezogen sind, die Liebe, das Schöne, die Gefühle, und natürlich das Erhabene, das Erlebnis der Transzendierung. Es ist die Suche nach Befriedigung dieser Wunschenergien, die die Menschen hilflos den Verführungen der Werbung ausliefert, sie sich mit den Surrogaten eines entfremdeten Gefühlshaushaltes umgeben läßt.
Doch derartige Erklärungen lösen den Knoten nur zum Teil, und das “aufgeklärte kritische Bewußtsein” ist sich der Tatsache bewußt, daß hinter der sozialpsychologischen Erfassung des Phänomens eine weitere Ebene liegt, die viel grundlegender ist. Die Faszination der von der Tourismus-Industrie desavouierten Reiseziele wurzelt zweifellos auch in einem besonderen kulturellen Wissen, das sich durch die Verflachung weil Vermarktung der Objekte hindurch erhält. Es gibt also einen “wahren Kern” in den Phänomenen der Normalität. Die eher zynische Haltung jener Künstler, die sich des Themas mittels “Aneignung” zu versichern versuchen, bewahrt jedoch eine etwas hochnäsige Distanz gegenüber einem kulturellen Komplex, der um vieles mehr verunsichert als daß er Lösungen bietet. Es ist wie mit der Debatte um den Faschismus: weil niemand eine prinzipielle Verführbarkeit der eigenen Person zugeben mag, werden und wurden Sündenböcke gesucht (W.M. Faust bot dafür kürzlich ein schönes Beispiel,…