RAINER UNRUH
Peter Fischli/David Weiss
“unsettled work”
Kestnergesellschaft, Hannover, 20.8. – 31.10.2004
Es ist eine Wunderkammer der besonderen Art, die im Erdgeschoss der Kestnergesellschaft in Hannover aufgebaut ist. Wer die Metallrampe hinaufsteigt, betritt zwei nicht besonders große, miteinander verbundene und abgedunkelte Räume. Auf Sideboards stehen Diaprojektoren, die unablässig Bilder an die Wände werfen. Bilder, und das ist das Wunder der Kammer, wie man sie schon oft, aber noch nie so gesehen hat: nicht von Peter Fischli und David Weiss, dem Schweizer Künstlerduo, das zuletzt auf der Biennale in Venedig 2003 mit seiner Arbeit “Kleine Fragen – große Fragen” glänzte, aber auch von niemand anderem.
Vielleicht liegt es an den Überblendungen. Vielleicht sind sie die Ursache dafür, dass man sich nach kurzer Zeit nicht mehr sicher ist, was man da überhaupt gesehen hat. Da tauchen übergroße Weingläser auf einem einsamen Highway auf, während vom Nachthimmel gelbgrünes Licht wie aus einer eitrigen Wunde tropft. Da wächst aus einem Ohr ein Mund hervor, erscheint die Haut von Zähnen zerfetzt, brutal deformiert wie auf einem Gemälde von Francis Bacon. Passend dazu sieht man auf der gegenüberliegenden Wand das Behandlungszimmer einer Zahnarztpraxis. Aber die Hoffnung, es ließe sich aus dem Überfluss der Bilder eine erzählbare Geschichte destillieren, entpuppt sich rasch als Illusion. Immer dann, wenn man glaubt, einen roten Faden in den Händen zu halten, der die auf den Dias gezeigten Dinge miteinander verbindet, erscheint ein Bild, das den Faden zerreißt, das nicht zu der Vermutung passt, die man sich aufgrund der bisherigen Abfolge von Fotos gebildet hatte.
800…