Wulf Herzogenrath
Peter Campus
Einige Anmerkungen zu den Video-Arbeiten von Peter Campus
Wenn es auch eine Platitüde ist, daß man Kunstwerke gesehen, erlebt haben muß, um auch Texte über sie nachvollziehen zu können, so scheint mir der Anlaß dieses kurzen Textes und der Abbildungen eigentlich mehr eine Aufforderung zum Ansehen der Tapes, die in Kassettenform verschickt leicht zu handhaben sind. Trotz der unterschiedlichen Hertzzahlen auf beiden Seiten des Atlantiks ist dies wegen der zollfrei zu verschickenden U-Matic-Kassette überall möglich. Aber da Video-Installationen von Peter Campus in Europa nur in wenigen Ausstellungen zu sehen waren (Projekt 74, Köln; Video-Ausstellung, Paris; SoHo, Berlin; Galerie Ricke, Köln und im Sommer 1977 auf der documenta 6) soll zunächst ein kleiner kunsthistorischer Exkurs auf die spezielle Thematik von Peter Campus hinweisen. Denn so sehr seine Arbeit auf die besonderen Möglichkeiten der elektronischen Videotechnik eingestellt ist, und nur durch sie realisiert werden kann – ja man kann sogar sagen, daß seine Arbeiten exemplarisch in ihrer Klarheit und Präzision Möglichkeiten für einen künstlerischen Gebrauch von Video sichtbar werden lassen – so wird doch die Verbindung zur Malerei immer deutlich, zur Kunsttheorie und zu den Problemen der Bild/Betrachter-Diskussion. Denn Campus gehört – ähnlich dem Video-Pionier Nam June Paik und Franz Gillette bei aller grundsätzlichen Unterschiedlichkeit – zu den wenigen Künstlern der noch jungen Video-Kunst, die auf einer breiten Grundlage aufbauen.
Von Beginn an gehörte das Bild des Menschen zu den wichtigsten Themen der bildenden Kunst, realistisch oder idealisiert, karikiert oder schematisiert – ein anderer vom Künstler aus ‘gesehen’, oder er selbst….