Claudia Posca
Peter Brüning
Museum am Ostwall, 4.9.-16.10.1988
Retrospektivausstellungen sind Augen-Blicke selbst dann, wenn sie epochale Übersicht gewähren. Andererseits avanciert der Augen-Blick, in dem bildliches Detail und Besonderheit des Einzelwerks bewußt werden, im Modus sinnlich-geistiger Simultanisierung zum Über-Blick. In diesem ist die Retrospektivausstellung ein Zugleich von Einzelnem und Gesamtem. Im Falle der Retrospektivausstellung Peter Brüning (1929-1970) im Dortmunder Museum am Ostwall bestimmt der Facettenreichtum seines Oeuvres den Überblick, was den Verweis auf das Einzelwerk nicht ausschließt, da dieses im Hinblick auf seine Bedeutung für das Gesamtwerk relevant ist und welches nicht ohne den Blick auf das Einzelwerk zu erschließen wäre. Im Vergleich der einzelnen Exponate ist dann auch erst zu finden, was der Ausstellung konzeptuell zugrunde liegt: Es geht um die Kontinuität im Oeuvre Brünings, eine Thematik, die spätestens in dem Augenblick deutlich wird, in dem das Auge über Brüche in der künstlerischen Entwicklung Brünings stolpert und eher geneigt ist, Kontinuität auszuschließen. Es ist ein a priori schwieriger Versuch, im Werk eines Künstlers der Kontinuität nachzuspüren, zumal gerade das Werk Brünings aus zwei voneinander unabhängigen Teilen zu bestehen scheint und eine kontinuierliche Werkentwicklung bislang nicht thematisiert wurde. Letztmalig war das Werk Brünings 1972 in Teilaspekten in Bonn ausgestellt. Die Dortmunder Ausstellung zeigt Bilder, einige Plastiken und das Modell des Wuppertaler Autobahndenkmals. (Eine Ausstellung der Zeichnungen Brünings ist geplant, und ab Oktober sind seine Skulpturen im Glaskasten in Marl zu sehen.) In der umfassend angelegten Überblickschau, die zuvor in Saarbrücken zu sehen war, sind Positionen der künstlerischen Entwicklung Brünings nachgezeichnet, wobei die Spannweite…