Martin Blättner
Peter Bogers
»Play-Rev.-Play«
Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 4.11.2006 – 7.1.2007
Es ist exakt 5 Uhr 47 Minuten und 25 Sekunden. Die Erde bebt in Kobe. Das Fernsehstudio, das diese Szene zeitgleich aufnimmt, schwankt bedrohlich, aber es passiert weiter nichts, denn der Video-Künstler Peter Bogers lässt diesen kritischen Augenblick im Sekundentakt vor- und zurückpendeln. Simultan verursachen 16 weitere Monitore mit Szenen verschiedener Ereignisse Klopfgeräusche im rhythmischen Takt und steigern sich wie bei einem Orchester zum Crescendo, das wieder verstummt.
Alle Einzelsituationen dieser Rauminstallation mit Blick nach draußen (” Heaven” , 1995) wiederholen endlos Bildfolgen in Innenräumen, die miteinander vor allem akustisch korrespondieren: Das Knarren der Türe passt exakt zum Pulsieren einer Schläfe, zu Fußtritten ebenso wie zum Schnurren einer Katze oder zum Saugen des Babys an der Mutterbrust: All das bewegt sich optisch und akustisch präzise vor und zurück, zu der Erschütterung im japanischen Kobe synchron.
Töne und Geräusche spielen eine wichtige Rolle bei den Video-Installationen von Bogers, die zugleich oft auch Sound-Installationen sind. Eine Besonderheit ist weiterhin die Idee, Peter Bogers, Retorica, 1992die technischen Hilfsmittel oft raffinierter Film-Einstellungen offen zu legen, um dem Betrachter scheinbar einen Blick hinter die Kulissen vorzugaukeln.
Gleich im Eingangsbereich etwa zeigt ein großformatiges Foto die Atelier-Situation, in der das Video produziert wurde. Dokumentiert ist sozusagen ein menschlicher Selbstversuch des Künstlers. Die Kamera hängt wie ein Damoklesschwert über ihm, umgeben ist er außerdem von einem Mikrofon und einer Mechanik, die es möglich macht, dass er die Aufnahme von der Badewanne aus selbst ausführt. In der liegenden, aber wohl doch…