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Monografie · von Anselm Cramer · S. 196 - 203
Monografie , 1974

ANSELM CRAMER
Peter Blake

Peter Blake ist Mitbegründer aber durchaus absichtsvoll Außenseiter der knapp zwei Jahrzehnte alten Geschichte englischer Popart. Die Retrospektive des 40zigjährigcn Künstlers im Hamburger Kunstverein ist seine erste Einzelausstellung in Deutschland. Das hierzulande bisher nur in wenigen Exemplaren bekannte Oeuvre füllt eine Informationslücke und erleichtert Verständnis wie Urteil über die ungewöhnlich populär gewordene Richtung.

Die amerikanische Popart paßte sich der sie inspirierenden Zivilisationsform soweit an, daß eine entlarvende oder auch nur persiflierende Komponente nur vom auf Kulturkritik erpichten europäischen Publikum gesehen wurde. Mit schematisch-plakativer Malweise auf spektakulären Großformaten verherrlichte sie Konsumgüter und den American way of life. Ihre einfache und verständliche Sprache war verlängerte Reklame und erweiterte vielleicht nur die Erlebnisfähigkeit im Konsumbereich.

Die englische Variante begann früher, war nicht affirmativ, dafür im Ansatz von vornherein komplexer. In zunächst intellektueller Auseinandersetzung mit den Medien der industriellen Massenkultur bereitete sich per Materialsammlung (etwa bei Paolozzi), Debatte und Theorie eine Aufwertung trivialer Bildfabrikate vor. Im reflexionsintensiven Milieu des Royal College of Art in London beteiligten sich Richard Hamilton, dann Peter Blake, später David Hockney, Allen Jones, Richard Smith, R.B. Kitaj, Peter Phillips, Joe Tilson mit neuen Bildformen.

Ohne die Ungeduld der Avantgardisten aber mit persönlich motiviertem Interesse an volkstümlichen Randtypen der Gesellschaft wie Zirkusartisten, Ringern, Pop-Musikern brach Blake schon im Anfang seiner Laufbahn mit der damals in England wie sonstwo herrschenden halbabstrakten Tradition. Seine Bilder aus den frühen Fünfzigerjahren handeln von Kindern und Comics. Kinder stehen für den unbelasteten, ungeprägten und noch verfügbaren Menschen, Comics als Produktbeispiele der Massenkultur. Dabei werden nicht Wertvorstellungen…


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