Jürgen Raap
Performance-Konferenz
Kunsthaus Rhenania, Köln, 15. 6.1996
Performance ist flüchtig, sie ist grundsätzlich nur unzureichend zu dokumentieren”, stellen die Künstler Peter Farkas und Enno Stahl übereinstimmend fest. Nicht zuletzt deswegen sei im heutigen Kunstbetrieb die Ansicht weit verbreitet, die Performance Art wäre eine historisch abgeschlossene Angelegenheit.
Als die Kölner Gruppe “ASA European e.V.” (Peter Farkas, Boris Nieslony, Bernd von den Brincken) im Herbst 1995 die “Performance Konferenz” ins Leben rief, geschah dies zum Zwecke einer besseren organisatorischen und kommunikativen Vernetzung der verschiedenen Performance-Initiativen (s. KUNSTFORUM Bd. 133, S. 490 f.). Allerdings will diese Konferenz sich nicht nur auf aktionskünstlerische Insiderkreise beschränken, sondern verstärkt in die gesamte Kunstöffentlichkeit hineinwirken, die heutzutage tatsächlich Performances oft nur noch als nettes Rahmenprogramm zu Vernissagen goutiert.
Der Hamburger Theoretiker Johannes Lothar Schröder schlug daher anstatt “Konferenz” die präzisere Bezeichnung “Performance Lobby” oder “Performance Advocacy” vor. Für die Lobby-Arbeit hat der “harte Kern” der Konferenzteilnehmer bereits archivarische und publizistische Projekte in Angriff genommen. Ein Reader mit einer Textsammlung liegt schon vor, Medienkünstler Bernd von den Brincken entwarf zudem ein Konzept für “projektbegleitende” Veröffentlichungen im World Wide Web.
Freilich: bei der zweiten größeren Veranstaltung im Juni im Kölner Kunsthaus “Rhenania” blieb man noch weitgehend unter sich, auch die theoretischen Vorträge wurden größtenteils von praktizierenden Künstlern gehalten. Das war und ist nicht weiter ungewöhnlich: denn während vor zehn Jahren die Maler der “Kunst aus dem Bauch”-Generation sich theoriefeindlich geben konnten, pochen heute gerade die jüngeren Performer auf eine Selbst-Definition und distanzierende Reflexion des eigenen Tuns. Wo nämlich das “Sich Einbringen” in die…