Performance: Im Brennpunkt der Widersprüche
JÜRGEN RAAP IM GESPRÄCH MIT THOMAS F. FISCHER
»Nur wer sich selbst nicht ernst nimmt, erträgt das Unerträgliche«
Jim Thompson
Auch wenn in den achtziger Jahren das Interesse an der Performance seitens der Kunstvermittler und -rezipienten geringer geworden war und die Malerei eindeutig im Vordergrund stand: der Aktionismus hatte es vermocht, sein Spektrum an Artikulationsmöglichkeiten sogar zu erweitern: “Die Skala reicht vom ganz persönlichen, strengen, fast ohne Hilfsmittel durchgeführten Ritual über den spektakulären bühnenreifen Auftritt bis hin zu räumlich und zeitlich ausgedehnten Gruppenprojekten, in denen gesellschaftliche Bedingungen, Reaktionen oder auch Mitarbeit des Publikums integrierter Teil der Arbeit sind”, schreibt Elisabeth Jappe, die auf der “documenta 8” 1987 das Performance-Programm organisierte. Einer der Teilnehmer war Thomas F. Fischer. Jürgen Raap sprach mit ihm nach seinem jüngsten Performance-Auftritt im Juni 1989 in Wuppertal.
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J.R.: Du hast vor rund zehn Jahren angefangen, in deiner künstlerischen Arbeit verstärkt das Medium “Performance” zu benutzen, die ersten Auftritte wirkten oft sehr mystizistisch und esoterisch, und im Laufe der Zeit ist das introvertierte Moment immer mehr zugunsten einer Extrovertiertheit zurückgetreten. Ich kann mir vorstellen, daß solche Wandlungen nicht nur etwas mit der inneren, persönlichen Entwicklung zu tun haben oder mit rein künstlerischer Erfahrung, sondern auch mit äußerlichen Strukturveränderungen. Wenn heute Performance als Party-Gag in Diskotheken geboten wird oder wenn darüber diskutiert wird, ob Performer Sendezeit im Privatfernsehen beanspruchen sollten, dann hat das auch zur Folge, daß man heute bestimmte Dinge nicht mehr machen kann, die noch vor wenigen Jahren das Wesen der klassischen Art Performance ausmachten.
T.F.F.: Diese…