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Magazin · von Michael Hauffen · S. 490 - 490
Magazin , 2001

Performance Art nach 1945

Performance Art übt heute nicht mehr die Faszination aus, mit der sie einmal in der Lage war, Maßstäbe zu setzen. Neben dem Wiedererstarken des Glaubens an handfeste Kunstobjekte, der ein verändertes Verhältnis zu sozialen Experimenten und ein zunehmendes Bedürfnis nach Normalität anzeigt, spielt hier sicher auch eine Rolle, dass die physische Gegenwart von KünstlerInnen und Publikum als Garant für Authentizität und Echtheit im Zuge medienkritischer und dekonstruktiv beeinflusster Debatten zunehmend problematisch wurde. Aber es hieße Performance Art auf ihre konventionalisierte Spätform zu reduzieren, wenn man in ihr nur eine Form körperzentrierter Selbstpräsentation sehen wollten. Sobald man die vielfältigen Spielarten, die ihre Entwicklung bestimmt haben, als differenziertes Netzwerk begreift und in ihren historischen Kontext zurückversetzt, ergibt sich ein wesentlich spannenderes Bild der von ihr ausgehenden Impulse auf das aktuelle Kunstgeschehen.

Vielleicht kommt Thomas Drehers kunsttheoretische Aufarbeitung genau zum richtigen Zeitpunkt. Während es ihm im Laufe seiner umfangreichen Recherchen etwa noch möglich war, mit “dem” Pionier dieser Kunstform, Victor Burgin, per Fax eine Reihe von Details persönlich zu klären, sind andererseits die einzelnen Ansätze und ihre Erweiterungsmöglichkeiten inzwischen weit genug ausbuchstabiert, um sie aus der Distanz zu betrachten, zu ordnen und sich an einer ernsthaften historischen Einschätzung zu versuchen.

Das bedeutet allerdings nicht, ein Phänomen zu isolieren und aufs kunsthistorische Abstellgleis zu schieben. Ganz im Gegenteil zeigt sich in Drehers Rekonstruktion von Anfang an, dass er ein ästhetisches Potential, das von der weiteren Entwicklung verdrängt zu werden droht, durch gründliche Wiederbeschreibung für aktuelle ästhetische Strategien und Diskurse anschlussfähig machen kann. Methodisch…

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