Jürgen Kisters
Wie das üblich ist bei Künstlern, die einmal ihren malerischen Schwung gefunden haben, weichen auch die neuen Bilder Per Kirkebys nicht sonderlich von den früheren ab. Das Neue setzt auf die Kontinuität des Bekannten und Gekonnten und ringt ihm allenfalls geringfügige Nuancen ab. Im Falle Kirkebys sind das leichte Verschiebungen in den Farben oder energisch-hastige Striche, die sich zwischen die Farben schieben, aus ihnen hervorzukommen scheinen, sie gelegentlich wie ein Spinnennetz klammern oder wie kräftige Wucherungen aus ihnen hervordrängen. In Kirkebys Malerei geht es seit jeher um geheimnisvolle Verästelungen und seltsame Blüten, während es gleichzeitig äußerst expressiv und dynamisch zugeht.
Die Erinnerung an die organische Struktur des Lebens ist fortwährend präsent. Man glaubt Pflanzen und ihre Verschlingungen zu sehen, entdeckt den ganzen abstrakten Reichtum der Natur und hangelt sich mit seiner Phantasie sanft daran entlang, um schließlich alle existentiellen (und kulturellen) Empfindungen, Sehnsüchte und Abgründe darin wiederzufinden. Man assoziiert die feuchte Wildheit eines Moores oder das vertraute Geheimnis herbstlicher Verwandlungen. Man tritt durch die Gärten der Erinnerung und berührt die Spitzen unerwarteter Wünsche. Man sinkt sozusagen darin ein, verliert sich in den zart aufkeimenden Formen der Nachdenklichkeit, rutscht in die Tiefen verschlungener Erregungen. Farbe (wie auch der Ton bei der Modellierung seiner Bronzeskulpturen) wird zu einem klebrigen Zeug, aus dem sich herausformt, was Kirkeby “die lebendige, sich bewegende Masse” nennt, den “magischen Klumpen der Kunst und des Daseins”. Diese Masse ist in ständiger Bewegung, und der Künstler begibt sich mitten in diesen vielfältigen, widersprüchlichen Prozeß hinein.
Natur ist zweifellos das zur…