Gabi Czöppan
Per Kirkeby
Die großen Bronzen, Architekturmodelle, Architekturzeichnungen
Galerie Mosel und Tschechow, 21.2.-23.3.1989
In Kassel sorgte die geplante Beseitigung einer Backsteinskulptur, geschaffen für die documenta 7, vor drei Jahren für Aufruhr. In Münster gab es zeitweise drei Werke des dänischen Künstlers, bevor sie, wie alle Skulpturen, die für befristete Ausstellungen gebaut werden, zerstört wurden. Per Kirkeby baute deshalb im Nachhinein kleine “Modelle”, die er in Bronze gießen läßt und die damit zu eigenständigen Kleinskulpturen avancieren. In der Münchner Galerie Mosel und Tschechow zeugen neun solcher Miniaturen von der Internationalität des renommierten Künstlers. Neben der in Bronze konservierten “hohen Backsteinskulptur” des Skulpturen Projektes Münster sind seine architektonischen Backsteingebilde aus Rotterdam, Mönchengladbach und Paris zu sehen – in bronzener Kleinform, daneben auch einige Entwürfe, die nie realisiert wurden.
Den Hauptteil der Schau bei Mosel und Tschechow bestreiten jedoch sechs große Bronzeskulpturen, die felsengroß und unverrückbar auf dem Boden der Galerie thronen. Die wuchtige Gewalt, die sie mit über zwei Metern Größe und einer halben Tonne Gewicht in faßbarer Nähe verbreiten, verliert sich in der Distanz. Von der Ballustrade der Galerie aus ideal betrachtet, bevölkern sie den Raum wie jahrhundertealte, gewachsene Steinbrocken, die man in Landschaften auf der ganzen Welt findet. In ihrer urwüchsigen, dunkel patinierten Gestalt schrumpfen die Bronzeriesen zu Molekülen des Erdballs, sie werden zum Zeichen für eine ethnologisch in Milliarden Jahren entstandene Welt, zu versteinerten mystischen Resten des Kosmos.
Trotz ihrer ähnlichen Maße und Gewichte steht jeder der Bronzebrocken für sich. Zwei der “Torsi” weisen angedeutete Plinthen auf, einige sind grünlich patiniert oder ziseliert,…