Jolanda Drexler
Per Kirkeby
»Bronze, Kaltnadel, Holz«
Pinakothek der Moderne, München, 2.7. – 14.9.2014
Das überaus komplexe Werk des 1938 in Kopenhagen geborenen Künstlers Per Kirkeby, so könnte man meinen, ist in den zahllosen Ausstellungen von Museen und Galerien in allen Facetten hinlänglich ausgeleuchtet worden. Nicht nur die stupende technische Vielfalt des ausgebildeten Naturwissenschaftlers, sondern vor allem auch seine formale Perfektion in reizvollem Kontrast mit der hochsinnlichen Wirkung seiner Werke hat ihm früh die Gunst des Kunstpublikums zugesichert. Doch die aktuelle Ausstellung der Graphischen Sammlung belehrt eines Besseren: In dem hier erstmals zwischen Druckgraphik und einigen Bronzen erprobten Dialog werden durchaus neue Seiten des bedeutendsten Künstlers der skandinavischen Gegenwartskunst zutage gefördert, dazu wird eine „wahre Touvaille“ (Michael Semff) von erstpublizierten frühesten Holzschnitten aus den späten 1950er Jahren geboten. Diese kommen, wie einige weitere Leihgaben auch, aus dem Museum Jorn in Silkeborg, die übrigen Blätter stammen aus dem hauseigenen Bestand und aus der Galerie Sabine Knust, während der Galerist Michael Mayer alle sieben Bronzen stellte.
Der in erster Linie als Maler bekannte Künstler darf auch als „peintre-graveur par excellence“ gelten. Schon als 20-Jähriger fertigt er kleinformatige Holzschnitte an, in den 1960er Jahren folgt eine intensive Phase mit Kaltnadelradierungen, die er dann ab 1976 teilweise überarbeiten wird. Kirkebys gesamtes Radierwerk ist unter dem Aspekt der prozessualen Entstehung, der systematischen Überarbeitung zu verstehen. Gerade in dieser wechselseitigen Verschränkung der zahlreichen Werkgruppen spiegelt sich der „ausgeprägt konzeptuelle Zug“ (Semff) seiner künstlerischen Arbeit. Zentrales Thema des promovierten Geologen ist selbstverständlich die Natur in ihrer permanenten Metamorphose. Dank…