Johannes Meinhardt
Peggy Buth
»Desire in Representation«
Das ethnologische Museum: Ein libidinöses Phantasma
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 12.9. – 15.11.2009
Die 11 sehr unterschiedlichen und nicht einfachen Räume um den Kuppelsaal herum, die der Württembergische Kunstverein mit dieser Ausstellung bespielt, wurden von Peggy Buth für eine Abfolge von 14 Stationen einer großen, sehr dichten und vernetzten Gesamtinstallation benutzt, die die Unterschiede der Räume aufgreift und sich dienstbar macht. Über 14 Stationen hinweg, die streng jeweils unterschiedliche Medien, Materialien und Themen einsetzen, entfaltet sich ein komplexes Gesamtprojekt, in dem eine Reihe von Themen (rhizomatisch) aneinanderstoßen und sich verknüpfen.
Ein Ausgangspunkt dieses Projekts, das seit 2004 immer weiter ausgebaut wird, ist ein Museum, in dessen Geschichte und den Veränderungen, denen es ausgesetzt war und ausgesetzt wird, sich schon Aspekte verknüpfen, deren enger Zusammenhang meist nicht so deutlich ist; diese Aspekte befruchten kulturhistorische und kulturkritische Diskurse aus den Bereichen Gender Studies, Postcolonial Studies, Cultural Studies und Visual Studies: das Königliche Museum für Zentralafrika in Tervuren bei Brüssel.
Leopold II, belgischer König, hatte ab 1885 den Kongo (beziehungsweise Zentralafrika) als seinen Privatbesitz verwaltet und ausgebeutet; die Brutalität, mit der der König durch ein unmenschliches Abgabensystem einen großen Teil der Bevölkerung in Schuldsklaverei trieb und damit das ganze Gebiet für Generationen ruinierte, ist heute bekannt. Um die Schätze seiner privaten Kolonie gebührend präsentieren zu können, plante der König schon vor 1897
(1897 fand in Brüssel die Weltausstellung statt) ein Museum. Dieses wurde auf privatem Grund vom König erbaut und endlich 1907 als „Kolonialpalais“ eröffnet. Es zeigte die Schätze des Kongos: ausgestopfte Tiere,…