Michael Hübl
Peer Steen-Andersen / Susan Hiller
Ausstellungsgebäude Den Frie, Kopenhagen, 15.11.2014 – 1.3.2015
Dass Videokunst in die Charts katapultiert wird, dürfte die Ausnahme sein. Und sofern den Unterhaltungsmarkt der Drang nach Renditenmaximierung treibt, fällt wohl auch eine Produktion wie „Der Lauf der Dinge“ (1987) von Peter Fischli und seinem 2012 verstorbenen Partner David Weiss in die Krümelkategorie. Dabei darf das neunundzwanzigdreiviertel Minuten lange Band als außergewöhnlich erfolgreich gelten – sowohl was die Beliebtheit beim Publikum anbelangt, als auch hinsichtlich seiner künstlerischen Nachwirkung. Die manifestierte sich nicht zuletzt bei der Wiedereröffnung des Ausstellungsgebäudes der dänischen Künstlervereinigung „Den Frie“ (Die Freien). Dort führte Peer Steen-Andersen eine neue Version seiner Video-Live-Performance „Run Time Error“ auf. Sinnfälliger hätte man den Anlass kaum zelebrieren können. Denn der mehrfach mit Preisen bedachte Komponist hatte für den Video-Part seiner Aufführung während der Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten mit dem Handmikrofon über die Baustelle hetzend Töne gesammelt. Mit seiner hyperbeschleunigten Aktion erinnerte er scheppernd, schleifend, schlagend nicht nur an das berühmte Video von Fischli/Weiss – er vermittelte auch einen Eindruck davon, was passiert wäre, wenn die Dinge einfach ihren Lauf gegangen wären, sprich: wenn man das weit über hundert Jahre alte Holzgebäude mehr oder weniger sich selbst überlassen hätte.
An einem, wie überliefert wird, strahlenden Frühlingstag des Jahres 1898 wurde der Pavillon am Rande der Innenstadt von Kopenhagen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – mit einer Ausstellung der Künstlergruppe „Den Frie“, die damit ihrer quasi-nomadischen Existenz und der Notwendigkeit zu improvisieren ein Ende setzte. Bereits 1891 hatten einige junge Künstler, denen sich rasch…