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Ausstellungen: Köln · von Reinhard Ermen · S. 319 - 319
Ausstellungen: Köln , 2010

Reinhard Ermen
Pavel Pepperstein

»Von einem anderen Stern«
artothek, Köln, 4.11. – 23.12.2010

Die See ist gleichmäßig bewegt, wie mit dem Lineal gezogen, trennt sich Wasser von Luft. Am Horizont ist eben noch zu sehen, eine Karavelle, die rechts im vollen Wind davon segelt. Oder kommt sie näher? Auf dem weißen Himmel über dem schön gemalten Wasser schwebt links ein roter Sowjetstern; der gute alte Genosse ist freilich etwas aufgebrezelt, mit lustigen, spitzen Tüten als gelte es, einen Faschingsball zu besuchen: „untitled (from the series ‚Objects above the sea’) 2008. Im zweiten Bild dieser Serie konkurriert der Stern mit einem zukunftsfreudig aufgedonnerten Sonnenrad, der Horizont ist mit Eisbergen geschmückt, im Wasser ist ganz schön viel los, auch die Haifische haben sich karnevalesk in Schale geworfen. Wir sind im Land politischer Märchen, die alten Symbole sind noch nicht verbraucht: Gestern war morgen und heute ist alles. Die Bilder sprechen in einer Rätseltypologie, die letztlich nur Eingeweihten und Betroffenen zugänglich ist. Der Beschreibungsversuch, das ist der erste Blick, der von dem, was in den entsprechenden Fußnoten stehen müsste, nichts wissen kann. Doch gerade die unaufgeschlossene, ja scheinheilige Anmut der Chiffren zieht die Wahrnehmung mächtig an. Hinzu kommt eine geradezu meisterliche Handhabe seiner Mittel: Pavel Pepperstein (*1966) ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Nachkomme des Moskauer Konzeptualismus, sein Vater Viktor Piwowarow (*1937) war eine Hauptfigur dieser Gruppe, die sich „mittels eines Komplexes von Artikulationen bestimmt, der sein Gebiet durch einen Gruppendiskurs beschreibt“, wie der Sohn es in einer prätentiösen Kurzdefinition umschreibt. Von da hat…



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