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Titel: Zeichnen zur Zeit V · von Reinhard Ermen · S. 208 - 211
Titel: Zeichnen zur Zeit V , 2012

Reinhard Ermen
Pavel Pepperstein

Der Blick in die Zukunft erscheint durchaus heiter, die konzentrischen Kreise um den Sendemast leuchten farbig, die Landschaft darunter sieht aus, als habe man sie ordnungsgemäß am Horizont aufgehängt, allenfalls die zeltartige Architektur deutet das in der Legende behauptete Jahr 2999 an. Aber es geht um eine Kommunikation mit denen, die gestorben sind; dementsprechend hat Pavel Pepperstein in die Umkreise der Antenne Köpfe aus dem alten, ganz alten Russland gezeichnet. Es formuliert sich hier ein Meister mit (wenn es so etwas überhaupt gibt) zeitlosen, bzw. aus der Zeit gefallenen Mitteln, die Schriftzüge der gelegentlich recht umständlichen Erläuterungen wirken fast schon altertümlich. Aber: Die Verkleidung kommt vor der Aufklärung. Die Bilder formulieren sich in einer Rätseltypologie, die letztlich nur Eingeweihten und Betroffenen zugänglich ist. Der Beschreibungsversuch, das ist der erste Blick, der von dem, was in den dazugehörigen Fußnoten stehen müsste, nichts wissen kann. Doch gerade die unaufgeschlossene, ja scheinheilige Anmut der Chiffren zieht die Wahrnehmung mächtig an. Hinzu kommt eine geradezu meisterliche Handhabe seiner Mittel. Pavel Pepperstein ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Nachkomme des Moskauer Konzeptualismus, sein Vater Viktor Piwowarow war eine Hauptfigur dieser Gruppe, die sich „mittels eines Komplexes von Artikulationen bestimmt, der sein Gebiet durch einen Gruppendiskurs beschreibt“, wie der Sohn es in einer prätentiösen Kurzdefinition umschreibt. Von da hat schon der Knabe das Vexierspiel mit dem Als-Ob real existierender Scheinwelten eingeatmet und unter den etwas anderen Verhältnissen der postkommunistischen Verhältnisse neu verpolt. Vom Vater hat er auch das stupende Imaginationstalent geerbt, diese…


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