MICHAEL STOEBER
Paul McCarthy
Kunstverein Hamburg, 10.11.2001 – 27.1.2002
Eigentlich lag die Sache auf der Hand. Aber getan hatte sie bis dato niemand. Der Amerikaner Paul McCarthy ist einer der bedeutendsten Performancekünstler der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Und das unabhängig von seiner zeichnerischen, fotografischen, skulpturalen und installativen Produktion. Performances gibt es im Oeuvre von McCarthy, geboren 1945 in Salt Lake City, eigentlich in seiner gesamten künstlerischen Karriere. Die ersten Performances zu Beginn der siebziger Jahre finden noch vor Publikum statt, später geht der Künstler dazu über, seine Aktionen unter Ausschluss der Öffentlichkeit auszuführen und aufzuzeichnen. Und dennoch waren die Videos und Videodokumente seiner Performances noch nie im Überblick zu sehen. Das hat sich nun glücklicherweise geändert dank einer äußerst sehenswerten Ausstellung im Hamburger Kunstverein. Sie hat zusammen mit dem Künstler der vor etwa einem Jahr neu berufene, junge und inspirierende Leiter des Instituts, Yilmaz Dziewior, eingerichtet.
Betritt der Besucher den großen, nicht leicht zu bespielenden Raum im ersten Stock, so stößt er auf eine Reihe von Tischen mit Monitoren und Recordern, eine Art Arbeitsbereich, durch eine lange weiße Wand abgetrennt von der eigentlichen Ausstellung. Hier kann sich jeder Interessierte durch das Aufsichtpersonal jedes beliebige Video des Künstlers aus fast dreißig Arbeitsjahren einlegen lassen und es in Ruhe studieren. Er hat die Möglichkeit durch Bedienung des Recorders bestimmte Stellen wiederholt anzuschauen. Es ist ein bisschen so wie in einer Bibliothek nur dass das Studienobjekt keine Bücher , sondern eben die Filme von McCarthy sind. Auf der Rückseite der Trennwand finden sich großformatige Fotografien,…