WILLI BONGARDS SAMMLERPORTRÄT
8. Folge
Paul Maenz*)
Sehr geehrter, lieber Herr Maenz,
herzlichen Dank vorweg für Ihre ‘art-decorativ’ Einladung auf Sonntag, den 8. Dezember 1974 zwischen 17 und 21 Uhr in Ihre Wohnung, 5 Köln l, Lindenstraße 23.
Sie dürfen mir glauben, daß ich Ihrer Einladung gar zu gerne gefolgt wäre, wenn ich zu der Zeit nicht ausgerechnet in ‘Art Deco-City’, sprich New York, zu tun hätte. Ich verspreche Ihnen jedoch, dortselbst eine Minute stillen Gedenkens einzulegen – möglichst im Anblick des scheußlichschönen Großreliefs über dem Portal des RCA-Buildings, 30 Rockefeller Plaza, wo da art deco-gerecht geschrieben steht: ‘Wisdom and Knowledge shall be the Stability of thy Times.’
Sie haben sich also, wie Ihrer Einladung zu entnehmen ist, dazu entschlossen, sich von Ihrer Art Deco-Sammlung zu trennen: Möbel, Glas, Porzellan, Keramik, Lampen, Graphik, Uhren etcetera. Ich bin wirklich ganz desparat’, daß es mit nicht vergönnt sein wird, an diesem jour, der wohl nie retour kommt, Ihr Gast zu sein. Also bleibt mir gar nichts anderes übrig, als mir auszumalen, wie das am Nachmittag des 8. Dezember in Ihrer Wohnung zugehen wird. Dabei gehe ich wohl kaum fehl in der Annahme, daß es Ihnen gelingen wird, schick mit Musik, Konfekt und Sekt jene Atmosphäre, Sie wissen schon, zu erzeugen, die den von Ihnen offerierten Artefakten der zwanziger und dreißiger Jahre adäquat ist – und denselben zu einem flotten Absatz verhilft. Ich höre, daß Sie vorsorglich Kisten und Kästen bereithalten, damit die Gäste Ihrer Verkaufsparty ihre Neuerwerbungen noch am gleichen Abend mit nach Hause tragen können. Fehlte nur…