Max Glauner
Paul Gauguin
Fondation Beyeler, Riehen, 8.2. – 28.6.2015
Künstlerreliquie und Multimedia-Info-Cube – zwischen diesen Polen bewegt sich der neueste süffig präsentierte Blockbuster der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Ihr Held, Paul Gauguin, wie die Ausstellung dann auch schlicht betitelt wird, zeigt sich von der spektakulären Seite, die Präsentation up to date.
„Das europäische Kunstereignis des Jahres“, wie es in der Eigenwerbung weniger bescheiden heißt, offeriert nur das Feinste, 51 hochkarätige Gemälde und Skulpturen aus Gauguins reifen Jahren zwischen 1886 und dem Tod des 1848 in Paris geborenen in der polynesischen Südsee 1903. Grafik und die epigonalen postimpressionistischen Anfänge bleiben dem Besucher erspart. Er darf sich ungestört an der stattlichen Zahl von Hauptwerken unter anderem aus Boston, Paris, Dresden, St. Petersburg und Moskau und zahlreichen aus Privatsammlungen ergehen. Doch ist das zeitgemäß? Zweifel sind angebracht.
Ein Indikator mag darin liegen, dass über ein halbes Jahrhundert nach der letzten großen Gauguin-Ausstellung im Kunstmuseum Basel 1948, die zweite nach 1928, nun ein privates Stiftungsmuseum den ungeheuren logistischen und finanziellen Aufwand tragen kann, den neben Cézanne und van Gogh hoch gehandelten Wegbereiter der klassischen Moderne zu präsentieren.
Ein nächster Zweifel beschleicht das Publikum im Eingangsaal: Ein eskapistisches Künstlerstatement, die üblichen kuratorischen Worte zur Einführung an der Wand, stimmen neben einem ersten Selbstportrait des selbstbewussten 45-jährigen im Maler-Magier-Look mit Kappe, Mantel und Palette vor satt-rotem Hintergrund aus den Jahren 1893/94 zum Kunstgenuss ein. Doch man will mehr vom Besucher. Man will Adoration. In einer Wandnische, hinter Glas darf reliquiengleich und ursprungsmächtig die Palette des Meisters aus dem…