Patrick Raynaud
Von Thomas Wulffen
Werk und Kontext bedingen sich gegenseitig. Das gilt insbesondere für das Werk von Patrick Raynaud. Er entwickelte Anfang der achtziger Jahre einen spezifischen Werkkomplex, der auf unterschiedlichen Ebenen das Diskurssystem und die Darstellungsbedingungen der Kunst selber thematisiert. Ausgangspunkt dafür war die Skulptur an sich. Bildeten die Werke davor jedes für sich einen eigenständigen Diskurs aus, so greifen diese Arbeiten auf ein schon bestehendes Bildsystem zurück. Zitiert werden klassische Bilder der abendländischen Malerei, oder deren Formeninventar wird aufgenommen. Dabei verändert sich der Begriff der Skulptur wesentlich. Das Bild im weitesten Sinne rückt in den Vordergrund, während der skulpturale Aspekt zurücktritt. Die Objekte und Bilder sind eingepackt in Transportkisten und -koffer, wie sie zum Teil für Kunstwerke oder Musikinstrumente benutzt werden. Mit diesen Arbeiten erweist sich Patrick Raynaud als ein Enkel der “Boîte en Valise” von Duchamp. Seit dem Entstehen dieser Arbeit aber haben sich die Distributions- und Verteilungsstrukturen der Kunst verbreitert und verstärkt. Kein Bild, keine Skulptur bleibt mehr an seinem/ihrem ursprünglichen Platz. Ein internationales Netz von Galeristen, Museumsleuten und Spediteuren sorgt für den ständigen Kreislauf der Werke. Der Ort ist für bestimmte Werke nicht allein das Museum oder die Galerie, sondern der Weg dorthin.
In der Darstellung lassen sich dabei unterschiedliche Strategien finden: zum einen der Verweis auf das Behältnis selber, in dem es abstrakte Formen oder reale Gegenstände transportiert, andererseits nur noch Abbilder von Gegenständen, bei denen die zunehmende Mediatisierung der Kunst selber zum Thema wird. Ein großer Komplex von Arbeiten mit Transportkisten arbeitete mit großen Diapositiven…