Patrick Angus
Private Show
Kunstmuseum Stuttgart 02.12.2017 – 08.04.2018
von Reinhard Ermen
„Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in der Ausstellung Darstellungen von Geschlechtsverkehr und Prostitution zu sehen sind.“ Die Warnung für alle Fälle baut sich zwar nicht riesig vor dem Besuch der Ausstellung auf, doch sagt sie viel. Patrick Angus (1953 – 1992) verstand sich als Chronist des schwulen Lebens in den USA, in Los Angeles und zuletzt vor allen Dingen in New York, vorzugsweise aus dem Gaiety Theatre. Der Glaube an die große sexuelle Befreiung, an die freie Liebe ging zu Ende, aber in den Bars durfte noch geraucht werden. Die Geißel AIDS hatte zugeschlagen, Angus selbst fiel ihr zum Opfer. Bis vor kurzer Zeit war dieser Maler nur in einschlägigen Kreisen bekannt. Durch einen Zufall entdeckte Andreas Pucher ihn in dem Film „An Englishman in New York“ von 2009, der das Leben des schwulen Exzentrikers Quentin Crisp (1908 – 1999) erneut unter die Lupe nahm. Der schrille Individualist gefiel sich als Förderer und Bewunderer von Angus. Im Film waren auch Originalbilder von ihm zu sehen, die machten den Stuttgarter Rechtsanwalt neugierig. Er alarmierte seinen Partner Thomas Fuchs. Dessen Stuttgarter Galerie zeigte Angus 2015 erstmals, und dort entdeckte Ulrike Groos, die Leiterin des Kunstmuseums den Künstler und richtete ihm die erste umfassende Retrospektive aus. So können Ausstellungen passieren, es müssen ja nicht immer die Einflüsterungen der globalplayer, bzw. der angesagten Trends sein.
Die Entscheidung ist mutig, die Ausstellung ermöglicht eine Entdeckung und ist doch nicht…