Doris v. Drathen
Passages de l`image
16 Künstler: Dennis Adams, Robert Adams, Geneviève Cadieux,Jean-Louis Garnell, Dan Graham, Bill Henson, Gary Hill, Thierry Kuntzel,Suzanne Lafont, Chris Marker, John Massey, Marcel Odenbach, Michael Snow,Bill Viola, Jeff Wall, Grahame Weinbren und Roberta Friedmann
Centre Pompidou Paris, 18.9. – 19.11.1990
Seit der Erfindung Daguerres war es das einzige Bestreben dieser unsauberen Gesellschaft, wie ein Narziß ihr triviales Bild auf der Metallplatte zu betrachten” – seit Baudelaire vor beinahe 150 Jahren mit diesem Satz in seinen Salonkritiken die Photographen (und Maler) angriff, die unter “lebendiger Kunst” verstanden, das Leben in Bildern nachzustellen, gibt es weder die Metallplatte mehr noch das Bild als nachgestelltes Leben.
“Manche Revolutionen kommen leise: keine Manifeste, kein Marschieren und Singen, kein Tumult auf den Straßen; ein Perspektivenwechsel, eine neue Weise, die vertrauten Dinge zu sehen, mehr nicht.” Mit dieser Beobachtung hatte die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Susan R. Suleiman ihre Anthologie “The Reader in the Text” eröffnet, die grundsätzlich der Rezeptionstheorie neue Anstöße gab und Wolfgang Kemp als einen der ersten veranlaßte, mit seiner Anthologie “Der Betrachter ist im Bild” zu antworten.
Die Bilderfahrung, die in der seit drei Jahren vorbereiteten Ausstellung “Passages de l`image” dokumentiert wird, könnte als ebensolche Revolution verstanden werden. Noch nie hat jemand so deutlich wie die Kuratorin Catherine David bilanziert, daß der Begriff “Bild” im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts von der Vorstellung einer abgebildeten Realität so weit entfernt ist wie die Metallplatte vom Mikrochip.
Der Betrachter wird durch die Ausstellung in ähnlicher Weise geschleust wie durch die “Corridors” von Bruce Nauman – beengt,…