Jürgen Raap
Parzival
»Deko« – Malerei + C-Prints
Galerie 6811, Köln, 9.5. – 30.5.2001
Parzival bearbeitet am Computer “Höllenbilder” des 20. Jahrhunderts. Es sind fotografische Dokumente des Grauens, der Barbarei. Diese historischen Fotos mit einer höchst traurigen Berühmtheit sind heute in jedem Geschichtsbuch abgebildet oder werden immer wieder in der Presse nachgedruckt: Der jüdische Junge im Warschauer Ghetto, der vor dem Gewehrlauf eines deutschen Besatzers die Hände erhoben hat. Das nackt davon rennende und vor Angst und Schmerzen schreiende vietnamesische Mädchen. Der nordvietnamesische Offizier auf einer Straße von Saigon unmittelbar vor seiner Hinrichtung – ein südvietnamesischer Polizist hält ihm die Pistole an die Schläfe.
Andere Vorlagen stammen aus einer erweiterten Gegenwart: Das Haus in Solingen, auf das Neo-Nazis einen Brandanschlag verübten. Tschernobyl-Opfer mit einer Geschwulst im Gesicht und ein amputierter Kriegskrüppel des Kosovo-Krieges. Im Bild daneben der serbische Soldat, der triumphierend seinen Fuß auf eine Leiche gestellt hat, als ob er vor der Kamera mit einer Jagdtrophäe posieren würde. Ausgemergelte Gestalten als Zeichen für das Elend in vielen Regionen der Südhalbkugel.
Diese Hungernden präsentiert Parzival in der Form eines indischen Mandala-Bildes. Dem vietnamesischen Mädchen hat er sechs Arme verpasst, macht so aus ihr eine “Little Shiva”, eine Göttin des Schreckens. Drei Bildebenen drängen sich dem Betrachter auf: Die Ebene der Manipulation, die hier eine rein ästhetische ist und keine propagandistische. Der Künstler mag glauben, auf einen eigenen aufklärerischen Impetus verzichten zu können, weil diese Bilder nämlich alle eine bereits vorhandene Ebene der massenmedialen Bekanntheit haben. Diese massenmediale Bekanntheit, die bei Andy Warhol eine Voraussetzung…