Mechthild Stuhlmacher / Rien Korteknie
Parasites –
die Stadt der kleinen Dinge
Eigentlich fing es mit der Publikation eines kleinen Wohnhauses an, die wir in einer holländischen Zeitschrift gesehen hatten. Der australische Architekt Glenn Murcutt hatte es für eine Familie der Aboriginals gebaut. Wie viele internationale Zeitschriften auch publizierte das holländische Fachblatt De Architect das Holzgebäude unter dem Namen “Marika Alderton Haus”. Das prototypische, luftige, poetisch-einfache Bauwerk, errichtet auf einem Grundstück, tausende Meilen entfernt von der nächsten Stadt, beeindruckte uns nachhaltig. Wir fingen an, uns für diesen Architekten zu interessieren, der nicht nur den Entwurf, sondern auch die Ausführung seiner Werke so ernst nimmt, dass er die Bauarbeiten täglich überwachen will und darum die Baustellen jedes seiner vielen besonderen Wohnhäuser in eine Werkstätte bei ihm in die Nähe verlegt, egal wie weit weg seine Bauherren wohnen (wollen). Das ganze Marika Alderton Haus zum Beispiel ließ Murcutt in großen Einzelteilen vorfertigen und verladen und stellte es mit einer kleinen Gruppe mitgereister Zimmerer in wenigen Tagen im abgelegenen Hinterland Australiens auf. Beim beschriebenen Projekt ist Montagebau einerseits zugleich ein Ausdruck bautechnischer Sorgfalt und praktischer Notwendigkeit, und andererseits der seines Einfühlungsvermögens in den festen Glauben seiner Bauherrschaft an die Naturverbundenheit des Menschen, der leichtfüßig bauen muss, da er keine permanenten Spuren auf der Erde hinterlassen darf – auch keine eingegrabenen Fundamente.
Als wir anfingen, über temporäre, kleinmaßstäbliche Architektur für unsere eigene, europäische und so ganz verstädterte Umgebung nachzudenken, hatten wir dieses vielleicht idealistisch-naive, jedoch deshalb nicht weniger reizvolle Bild vor Augen. Wenn wir an temporäre Bauten…