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Titel: Parasitäre Strategien · von Florian Rötzer · S. 68 - 79
Titel: Parasitäre Strategien , 2007

Florian Rötzer
Parasiten sind immer und überall

Spricht man von Parasiten, so spricht man letztlich auch von der Angst, bewohnt, ausgenutzt und geschädigt zu werden. Nicht alle Parasiten treten in Form von Epidemien auf, aber Viren- oder Bakterieninfektionen wie einst die Pest oder die Pocken und in der Moderne die Grippe, AIDS, Sars und als Schreckgespenst künstlich auf schnelle Verbreitung und höchste Letalität fabrizierte Biowaffen wie Milzbranderreger sind wohl doch zum Inbegriff der Parasiten geworden, nachdem viele größere Parasiten wie Würmer, Flöhe, Wanzen oder Milben und häusliche Mitesser wie Schaben, Mäuse oder Ratten zumindest in den reichen Industrieländern zurück gedrängt wurden. Übrig geblieben sind in den meisten Wohnungen der reichen Länder in der Regel die unsichtbaren Mitbewohner wie Bakterien, Milben oder Pilze, die sich überall ansiedeln und alles mit einem wimmelnden, sich gegen die Bekämpfungsmittel aufrüstenden Leben überziehen, auch wenn die Räume oberflächlich peinlich sauber erscheinen.

Allerdings geht, seitdem der AIDS-Virus die Menschen befällt, die Angst vor neuen Erregern und Epidemien um, die von der modernen Medizin nicht in den Griff zu bekommen sind. HIV ist nicht nur deswegen so bedrohlich, weil er sich permanent verändert, sondern auch, weil durch die von ihm verursachte Schwächung des Immunsystems weitere Krankheitserreger sich ansiedeln und verbreiten können. Im Zeitalter der Gentechnik beherrscht uns nicht mehr wirklich die Sorge vor Monstern, die durch Mutation riesengroß und gefährlich geworden sind, oder vor Außerirdischen, auch wenn diese noch eine faszinierende Kraft ausüben. Nachdem die Menschen so gut wie alle anderen größeren gefährlichen Arten besiegt oder vernichtet haben, sind…


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