Parasitäre Strategien
Herausgegeben von Sabine Fabo
Das Feld der kulturellen und künstlerischen Produktion erlebt zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine intensive Verdichtung. Nahe an der Einlösung Baudrillardscher Denkmodelle zirkulieren zeichenhafte Verweise um ihre eigene Referentialität, und dieses Phänomen wird nicht nur auf theoretischer Ebene verhandelt, sondern ist bereits integrierter Bestandteil einer Unterhaltungsindustrie geworden, welche die Metadiskurse über ihr eigenes Tun quotenwirksam umsetzt. Die Rückbesinnung auf die eigene Geschichte, die daran geknüpfte Neu-Verwertung diverser Stile, Post- und Retro-Entwicklungen sowie die zunehmende Reflexion der kulturellen Produktionsbedingungen engen den Spielraum für Modelle künstlerischer Neuschöpfung zusehends ein. Stattdessen begreift man sich als Teil einer komplexen Medienkultur, in deren Bezugsrahmen höchstens noch Spuren und Markierungen gesetzt werden können.
Parasitäre Strategien setzen als ein möglicher Beschreibungsversuch kultureller Produktion an diesem Ausgangspunkt an und bezeichnen kommunikative Arbeitsansätze, die innerhalb des bestehenden Systems agieren und es zur Basis weiterer Interventionen machen. Der Begriff des Parasitären erfolgt hier in Anlehnung an das Kommunikationsmodell von Michel Serres, der mit Der Parasit zu Beginn der achtziger Jahre eine Theorie des Parasitären formuliert hat, die das klassische Modell des Dialogs durch Strategien der Subversion, der Systemstörung, der Überlagerung und der Transformation ersetzt.
Das Phänomen der parasitären Strategien lässt sich in den aktuellen Diskursen von Kunst, Design, Werbung, Architektur und Mode gleichermaßen beobachten. Der Anspruch einer dezidierten Autorschaft wird durch Verfahren der Kollaboration und Anknüpfung an vorhandene Strukturen abgelöst. Das Potential bereits existierender Werke und Systeme wird zur Voraussetzung für die eigene Arbeit, die sich an das bestehende Werk anheftet, es nutzt, unterwandert, irritiert und unauffällig transformiert.
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