Ursula Maria Probst
Parallelwelt Zirkus
»Der Zirkus ist überall«
Kunsthalle Wien, 4.5. – 2.9.2012
Dem Zirkus als Inbegriff exotischer Sehnsüchte und dem Mythos vom freien, nomadischen Zirkusleben als Gegenentwurf zu gängigen sozialen Konventionen begegnet die Kunsthallen-Ausstellung „Parallelwelt Zirkus“ durch künstlerische Positionen, die mit der Zirkuswelt assoziierte Metaphern und deren Figuren- und Formenrepertoire aufgreifen. Facettenreich steht die Faszination von KünstlerInnen wie Cindy Sherman, Matthew Barny, Peter Blake, Olaf Breuning, Alexander Calder, Ulrike Ottinger, Bruce Nauman, Charles & Ray Eames, Anna Jermolaewa oder Jonathan Monk für den Zirkus und das Varieté oder deren Übertragung akrobatischer Dressurakte auf gesellschaftskulturelle Phänomene im Blickpunkt der Schau. Gemäß dem Credo „Der Zirkus ist überall“ folgt das Kuratorenteam Verena Konrad und Gerald Matt in der Gestaltung des Displays der Ästhetik einer Zirkusmanege. Trotz dichter Abfolge von Installationen, Skulpturen, Fotografien, Bilder und Filmeinspielungen existiert Raum für Fantasie, birgt jedes Werk ausreichend Stoff für Erzählungen.
Charlie Chaplin’s Film „The Circus“ (1928), der die clowneske, subversive Figur des Tramps aus dem Zirkus in die Alltagswelt des Kinopublikums überführte, oder Szenen aus dem Filmwerk von Federico Fellini für den der Zirkus ein Welt- und Lebensmodell darstellte, bilden filmische Highlights der Ausstellung. Der Seiltänzer aus Fellinis Filmklassiker „La Strada“ oder Giulietta Masina als Gelsomina zählen zu den Ikonen des Zirkusfilms. In der Ausstellung zu sehen sind filmische Exzerpte und Fotografien aus „La Strada“ (1954), „La Dolce Vita“ und „I Clowns“ (1970). An magischer Anziehungkraft hat Frederico Fellinis außergewöhnlicher, filmischer Zugang zur Zirkuswelt, den er dramaturgisch mit kritischen Kommentaren zum Zeitgeschehen auflud bis heute nichts…