PETER MÖNNIG
Parallele Forschung
Peter Mönnig beschreibt seinen strategischen Ansatz als “Bestandsaufnahme struktureller Phänomene”.1 Gegenstand des Interesses ist die “erlebbare Struktur eines kulturgeschichtlichen und sozialen Systems”, deren Deutung in anderen Erkenntnisfeldern ihre analogen oder metaphorischen Entsprechungen haben kann. Dabei ist jede einzelne skulpturale Arbeit als “geschlossenes System von Vielheiten” definiert. Mönnigs Arbeiten tangieren Archäologisches und Museologisches, sie rekurrieren auf physikalische Denkmodelle, aber sie sind weder Simulationen von archäologischer Forschung noch Fiktionen von Museumssammlungen, und sie sind erst recht nicht eine simple Illustration von Physik.2
Im Bekenntnis, daß seine Arbeiten nach wie vor “auf einer künstlerischen Ebene” stattfinden und eben nicht als Objekte der Wissenschaft ausgegeben werden, schwingt die Skepsis mit, daß ein Künstler meistens entweder nur rein Mimetisches hervorzubringen vermag, wenn er sich anschickt, in die Rolle des Wissenschaftlers schlüpfen zu wollen, oder daß er sich dann der ureigensten Möglichkeiten der Kunst beraubt, mit einer “Querdenkerei” in seinen “Äußerungen zu bestimmten Daseinsbereichen neue Beziehungsgefüge auszuloten”.
“Ich betreibe schon Forschung”, räumt Mönnig ein. Aber im Unterschied zum Wissenschaftler, der in seinem Arbeitsbereich ähnlichen Fragen nachgeht, richtet er sich nach einer freien Methodologie oder Systematik. Wissenschaftstheoretische und methodologische Debatten begründen in der Wissenschaftsgeschichte verbindliche Lehrmeinungen, nähren einen Expertenstreit um “Schulen” und “Richtungen”, der mitunter einen orthodoxen Charakter annimmt.
Dem ist der Künstler enthoben: während er nicht der Kunsttheorie oder der Kunstgeschichte folgen muß, um Anerkennung zu finden, trifft hingegen der Wissenschaftler auf ein weitaus verbindlicheres System von formalen wie inhaltlichen Normen und Regeln, und in der institutionellen Verankerung seiner Arbeit auch viel mehr auf Zwänge, sich…