Paolo Mussat Sartor
Kunst und Künstler in Italien,
1968 – 1978
Stampatori Editore, Turin 1980
Turin, Arte Povera und die Folgen.
Paolo Mussat Sartor hat die Geduld eines Fotografen, der mit den Künstlern befreundet ist, da ist, wenn etwas passiert, den Künstlern zuhört und im Laufe der Jahre selber gemerkt hat, für welchen Aspekt der vielansichtigen, inszenierten Arbeiten er sich entscheiden muß, um eine Summe von Erfahrungen zu dokumentieren, das lebendige Konzept der fotografierten Sachen. Mario Merz mit seiner Arbeit unterm Arm, neben dem Baum in dessen Gabelung er die Wachsform hergestellt hat (1969) bei Wind und Wetter. – Marisa Merz taucht nicht im Bild auf. Oder doch? Ein Maschenquadrat aus Kupferdraht, auf Stricknadeln auf die Wand “gelegt”, im Lampenlicht, das einen Schatten wie eine Geste auf die Wand wirft – Das “Kaleidoskop” der Säulen; Säulengang, Säulenbasis und Säulenabschluß, gespiegelt, ist Giulio Paolinis Reaktion auf die Villa Pignatelli in Neapel und Mussats weitergehende Fixierung der sich spiegelnden Parallelisierung und trotzdem keine Paralyse. Giuseppe Penones Arbeit “Die eigenen Augen umkehren” besteht nur als Foto: der Fotograf mit seiner Linse läuft dem Künstler in dessem verspiegelt sehenden Auge entgegen. Gilberto Zorio hat sich zum Glück nicht für sein ganzes Leben mit dem in Eisen geschriebenen Wort Odio/Haß gebrandmarkt. Trotzdem ist das Foto deutlicher Aggression gegen den eigenen und anderer Haß als die dauerhafte Einkerbung des Wortes in einen Gegenstand und sei es mit einer Axt. Salvo kann seinen sicher billigen Schatz nur im Halbdunkel der Foto-Illusion zeigen. Nur die Illusion, die das Bild, die…