Cornelia Gockel
Pablo Bronstein
»Architektur als Zeichensystem«
Lenbachhaus, 10.3. – 13.5.2007
Atemlose Stille herrschte im Publikum, als die vier Tänzer des Bayerischen Staatsballetts den Ausstellungsraum im Lenbachhaus betraten. Bekleidet mit silbrig glänzenden Ballettanzügen und kleinen Pelerinen über den Schultern, die mit dicken Broschen befestigt waren, wirkten sie wie Kunstfiguren aus einer längst vergangenen Zeit. Der britische Künstler Pablo Bronstein hatte sie für seine Performance “Restoration of Order” in seine Ausstellung ins Lenbachhaus eingeladen. Während die Tänzer Aufstellung nahmen, blieb noch einmal Zeit den Blick durch den Raum wandern zu lassen. An der Stirnwand zitierte eine vorgeblendete Wand ein klassisches Rundbogenmotiv. Großzügige Sprossenfenster gaben links und rechts den Blick frei in den Garten der Villa und auf den benachbarten Königsplatz. Reich verzierte und vergoldete Bilderrahmen mit altmeisterlichen Architekturzeichnungen in Tusche zierten die Wände, an denen sonst Kiefers ausufernde Materialschlachten zu sehen sind.
Der erste Eindruck beim Besuch der Ausstellung mag täuschen, denn Bronsteins künstlerische Arbeit beschränkt sich nicht nur auf seine virtuosen Architekturzeichnungen, sondern ist eine umfassende Auseinandersetzung mit den Konventionen im urbanen Leben. Aufgewachsen in London wurde er sowohl mit der Architektur des 18. und 19. Jahrhunderts konfrontiert, als auch mit dem Wiederaufleben dieses Formenschatzes in der postmodernen Architektur. Die Zeichen der Zeit haben sich inzwischen geändert, doch die imposanten architektonischen Elemente und die streng hierarchisch organisierten Fassaden demonstrieren auch noch weiterhin einen überzeitlichen Machtanspruch. Die 80er Jahre in England waren geprägt durch konservative Strömungen der Thatcher-Ära. Die Postmoderne Architektur spiegelt diese Tendenz, wenn auch hinter dem Deckmäntelchen einer ironischen Überzeichnung. Aber auch…