Claudia Wahjudi
p.t.t. red – das Ereignis findet nicht statt
museumsakademie berlin, 2.6. – 19.7.2000
Leere auszustellen, das Fehlen von Personen, Dingen oder Ereignissen in einer privaten Galerie zu thematisieren: So lautete die Aufgabe, die sich paint the town red in der museumsakademie berlin gestellt haben. Die Lösung ist denkbar einfach. Stefan Micheel und Hans Winkler zeigen Fehlstellen, indem sie deren dingliche Umgebung abbilden. Das Loch offenbart sich da wie von selbst. Hinter dieser simplen Lösung stecken aufwendige Konzepte: Die Leerstellen befinden sich im öffentlichen Raum, sie sind Ausdruck des kollektiven Gedächtnisses und der durchlässigen Grenzen zwischen Unordnung und Ordnung.
Zum Beispiel in Langenhagen bei Hannover, wo Ulrike Meinhof 1972 fest genommen worden war. Am 25. Jahrestag ihrer Verhaftung realisierten Micheel und Winkler im Rahmen der Reihe “vor ort – Kunst in städtischen Situationen” ihr Projekt “Außerparlamentarische Situation” (1997) auf dem dortigen Marktplatz. Mit Plakaten im Stadtgebiet, auf denen das Porträt einer nachdenklichen, jungen Meinhof zu sehen war, kündigte das Berliner Duo einen Vortrag des – in Stammheim gestorbenen – RAF-Mitglieds über ihre Verhaftung an; am Tag der Veranstaltung dann bauten sie ein Rednerpult auf einem Podium mit zwölf Stühlen auf und knipsten am Abend pünktlich die Scheinwerfer an. Das Publikum, rund achtzig Gäste, erkannte schnell, dass es sich um einen Fake handelte, und begann zu diskutieren – über das Verhältnis von Staat und Terrorismus, über die Notwendigkeit einer Debatte der vergangenen Ereignisse und den Sinn der Kunstaktion. Micheel und Winkler nahmen diese Gespräche mit der Videokamera auf.
Podium, Video und eine Tafel mit…