Ousmane Sow
Körper… Als wollte Ousmane Sow ein für allemal mit Afrika als Heimat physischer, sinnlicher, schwarzer, skulpturaler und kraftvoller Körper abschließen, indem er sein Spiel mit dem Bild vom Bild treibt. Sow demonstriert die echte Faszination der westlichen Welt für Afrika, indem er es derart sinnlich und lebendig darstellt, daß seine Arbeiten wie Prototypen für ein Naturkundemuseum wirken. Aber sie sind aufgrund der immer neuen Materialien, ihres provokativ übertriebenen Realismus und der zornigen Darstellung dieses Realismus nicht vereinfachbar. Wenn seine eindrucksvollsten Figuren, die Nouba-Krieger, zum Kampf rüsten, dann zum Kampf um die Darstellung, um die Bewegung, um die Materialien Stroh und Erde, und nicht um die Wiedergabe der Realität. Von einem Wachsfigurenkabinett mit Darstellungen historischer Ereignisse kann keine Rede sein. Die Skulpturen von Sow haben nichts von einem dreidimensionalen Schnappschuß an sich, vielmehr kommt hier eine ganze Welt mit all ihren Bedeutungen zum Ausdruck, wobei die formende Hand des Bildhauers jegliche ihr innewohnende Spannung sichtbar macht.
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Revue Noire: Die von Ihnen verwendeten Materialien verblüffen, und zwar sowohl in Afrika als auch anderswo…
Ousmane Sow: Zunächst weiche ich eingetrocknete Leimabfälle ein und versetze sie dann mit ungefähr zwanzig verschiedenen Substanzen, bis ich eine sämige, weiche Mischung erhalte, die leichter zu verarbeiten ist. Dann baue ich ein Gerüst aus Baustahlmatten, wie man sie für Stahlbeton verwendet. Dieses Gerüst verkleide ich mit imprägniertem weichem Stroh und decke es mit Jute ab. Von jetzt an modelliere ich die Muskeln, umkleide dann das Ganze mit Stoff und überziehe es mit Lehm. Der ist allerdings nicht unbedingt notwendig,…