Ottmar Hörl
Farbe wird Substanz
von Renate Puvogel
Daß ein und dieselbe Farbkonsistenz in der Hand eines Künstlers nicht permanent den gleichen Aussagewert besitzen muß, beweisen die beiden Werkphasen des heute 33jährigen Bildhauers Ottmar Hörl. Doch bevor der 1950 in Nauheim bei Groß-Gerau geborene Hörl die Farbe überhaupt gezielt einsetzte, arbeitete er zusammen mit Norbert Wolf 1979 in einem leerstehenden ehemaligen Sportcenter in Frankfurt. Während Wolf damals bereits Bruchformen aus Asbest-Zement mit leuchtender Acrylfarbe akzentuierte, waren Hörls brutale Raum-Eingriffe vom Material Stahl bestimmt. Die raumverändernde Wirkung durch Hörls in die Wand oder in den Boden eingelassene Stahlplatten war stärker als die der Wand- und Bodenstücke Wolfs, Farbe hätte hier eher dekorativ und entschärfend gewirkt. Sicherlich waren diese Raumbenutzungen für den gelernten Maschineningenieur Hörl, der 1975 den technischen Beruf zugunsten eines Studiums an der Frankfurter Hochschule für Bildende Künste an den Nagel hängte, ein Akt künstlerischer Selbstbefreiung.
Schon damals entstanden die Arbeiten nicht nach einem fertigen Konzept, sondern erfuhren ihre endgültige Gestalt im Laufe der Tätigkeil aus der Wechselwirkung zwischen Raum, Material und Künstler. Dieser Charakter einer offenen Form bleibt für Hörls Arbeiten bestimmend. Während seines Düsseldorfer Studiums hei Klaus Rinke 1979/80 entstand ein Werkkomplex farbiger Bodenskulpturen aus Stahl.
Hörl beschaffte sich vom Schrot t platz fertig vorgeformte oder an Ort und Stelle zugeschnittene Rund- und Vierkantrohre, Platten und gebogene Blechstücke. Im Atelier schleift er die unbearbeiteten Stahlelemente glatt und bestreicht sie beidseitig mit Hochglanzlack, nur die Schnittkanten werden roh belassen. Die kompakten Stahlstücke, die in ihrer zufällig gefundenen Form keinerlei gegenständliche Assoziationen zulassen, glänzen in…