Jutta Schenk-Sorge
OSMOSIS:
Eine Gemeinschaftsarbeit von Ettore Spalletti und Haim Steinbach
Guggenheim Museum, New York, 12.3. – 23.5.1993
Das Guggenheim will nach seiner Wiedereröffnung Präsenz zeigen und initiierte unter der Federführung von Germano Celant eine neue Serie. “Osmosis”, so der Titel, wird jeweils zwei Künstler zusammenführen, deren Verbindung nicht unbedingt auf der Hand liegt, die aber dennoch zu enger, “osmotischer” Kooperation herausgefordert werden. Die erste Paarung spannt bereits zwei augenscheinliche Extreme zusammen, den amerikanischen Warenarrangeur und Kommentator unserer Konsumgesellschaft Haim Steinbach und den italienischen Maler-Bildhauer Ettore Spalletti, dessen formale Strenge und Suche nach idealer Harmonie auf das Gegenteil zu zielen scheinen, auf zeitenthobene Spiritualität. Gemeinsam schufen sie jetzt eine raumfüllende Installation. Der Italiener brachte vor allem seine gefäß- und säulenartigen Skulpturen ein, während Steinbachs Beitrag indirekter wirkt, denn er umfaßt, außer einer prominenten Reihe von Gewichtshanteln, primär strategisch eingesetzte Spiegel. Zwischen diesen Elementen entsteht ein komplexes Beziehungsnetz, das als Ganzes die Dichotomien Körper und Geist, Realität und Vorstellung, Vergänglichkeit und Transzendenz umspannt, während die Bezüge unter einzelnen Teilen der Installation verschiedene inhaltliche Aspekte beinhalten. Den Grundtenor bestimmt der wandfüllende Spiegel an der rückwärtigen Stirnwand, der den Betrachter als Akteur mitreflektiert und die Installation selbst verdoppelt: Der Realität steht die Illusion, das immaterielle Bild, gegenüber. Der Spiegel selbst wird von einer metallenen Leiste unterteilt, auf der 16 stufenweise “gewichtigere” Hanteln griffbereit liegen, vergleichbar einem Fitneßraum. Ihre spiegelnde Chromoberfläche hebt optisch jedoch ihre Materialität auf, so daß sie weniger als Trainingsgeräte denn als Werkzeuge des Geistes erscheinen, eines Geistes, der die Schwächen des Körpers bezwingt,…