Oscar Murillo
Ich suche Zuflucht in diesen Leinwänden
Ein Gespräch von Larissa Kikol
Oscar Murillo hat seinen festen Platz in der internationalen, abstrakten Gegenwartsmalerei. Bekannt wurde er vor allem durch bemaltes Leinen und Textilien, die er mal faltet, mal ungerahmt aufhängt, an Haken wie Handtücher oder Fahnen. Oder wie auf der Venedig Biennale 2015 mit auf Stoff eingebrannter schwarzer Farbe, die er mit dem Bügeleisen aufträgt. Er realisiert aber auch Performances und Videos mit politischen Inhalten. Seine Bilder integriert er in Großrauminstallationen, die etwas Rohes und Unfertiges ausstrahlen. Holzkonstruktionen oder Plastikstühle aus dem Baumarkt tragen zu einer Do-It-Yourself-Atmosphäre bei. Blau- und Rottöne auf tiefem Schwarz stehen für Murillos Bildwelten. Genau so wie viele gestische, energische Linien, Striche, Kringel oder Buchstaben, die an die Art brut erinnern. Seine Arbeiten wirken stark auf einer emotionalen Ebene. Murillos Expressionismus strahlt Wut aus, Angst, Widerständigkeit, Klarheit und sogar manchmal etwas Verspieltes. Jedes Bild wirkt wie ein Widerwort. Ein „Aber“ in gestischer Sprache, Finger- und Handmalerei miteinbegriffen.
Auch Buchstaben und Wörter finden sich in seiner Bildsprache wieder, scheinbar schnell aufgeschrieben, mal erscheinen sie aber auch wie eine engagierte Druckbuchstabenschrift von Schulanfänger*innen. Das Gespräch mit Oscar Murillo hat abstrakte Partien, aber auch überraschend konkrete und kurze Momente. Es ist im Folgenden im Original abgedruckt, ohne Auslassungen von knappen Antworten oder gestrafften Zusammenfassungen. So behält es seinen eigenwilligen, authentischen Charakter, ganz so wie seine Malerei.
Larissa Kikol: Beginnen wir mit etwas Hunger. Was bedeuten Mango, Burrito, Yuka und Chorizo für Sie? Essen, dass Sie in Wörtern auf ihre…