Thomas Wulffen
Ortsbegehung 12:
»Reality in general is almost unavoidable«
Neuer Berliner Kunstverein 8.7. – 20.8.2006
Kunstverein Göttingen, 12. – 31.12.2006
Es ist mehr als ein Aperçu, dass sich die zwölfte Version in der Ausstellungsreihe ,Ortsbegehung’ sehr verborgen gibt. Von außen durch die großen Fensterflächen ließen sich diesmal nur weiße Wände erblicken. Derartige inszenatorische Kunstgriffe gehören auch zum Inventar der Ausstellungsreihe, die seit Berufung des neuen Direktor Dr. Alexander Tolnays im Jahr 1995 jährlich stattgefunden hat. Neben dem Autor dieser Zeilen, der den Zyklus mit der Vorstellung der drei Künstlerinnen Veronika Kellndorfer, Gunda Förster und Andrea Scrima begann, haben zahlreiche Kuratoren und Kritiker für das Projekt gearbeitet, unter ihnen Inke Arns, Harald Fricke oder Christoph Tannert. Die Doppeldeutigkeit der Ausstellungsreihe, hier die Institution, dort der verantwortliche Kurator oder Kuratorin, lieferte sozusagen eine doppelte Visitenkarte ab: für die Institution und für den Ausstellungsmacher. Und zuweilen wurde dabei deutlich, dass die Institution einer gelungenen Visitenkarte mehr bedurfte als die Person hinter der jeweiligen Ausstellung. Denn hier ließen sich die Entdeckungen finden, die man im eigenem Programm des Hauses vermisste, heißen sie nun Eberhard Havekost oder Daniel Pflumm. Scheibitz oder Havekost blieben als Erfolge aber die Ausnahme in der Künstlerliste, was nicht gegen das Programm spricht, sondern gegen den Zeitgeist, den Christoph Tannert in seiner ,Ortsbegehung’ aus dem Jahre 1999 vielleicht vorausgesehen hat.
Die ,Ortsbegehung’ des vergangenen Jahres, verantwortet von Marius Babias, war eine politische Manifestation, die in Werken von Laura Horelli, Daniel Knorr und Katya Sander indirekt die Frage nach der Möglichkeit einer politischen…
