Barry Atkins
Ort und Zeit für Spiele
Wenn sich eine Publikation wie das Kunstforum, das kein eigentliches Spielemagazin ist, mit Spielen beschäftigt und diese im Kontext von Kunst, Kultur und Gesellschaft betrachtet, müssen wir davon ausgehen, dass dies ein interessanter Zeitpunkt für die Geschichte der Computerspiele sein muss. In den vergangenen Jahren ist die Aufmerksamkeit für Computerspiele gewachsen, sowohl auf der Seite der Theoretiker als auch auf der Seite von Künstlern, Galeristen und Ausstellungsmachern. Manchmal lassen sogar die Massenmedien eine höfliche Aufmerksamkeit für Computerspiele verlauten, wenn auch in den meisten Fällen eher Dämonisierung als Lob den Weg in die Schlagzeilen der Boulevardpresse macht – zumindest ist dies in Großbritannien der Fall. Immer noch ist es so, dass die Computerspiele sich nicht aus dem Dunkel entfernen können, in das ihre misstrauischen Kritiker sie einstmals verstießen: Nach einem flüchtigen Blick auf ihren oftmals Gewalt geladenen Inhalt enthebt man sie einer ästhetischen oder kulturwissenschaftlichen Untersuchung. Doch am Ende des Tunnels gibt es Licht. Es zeichnet sich ab, dass die generationsbedingten Vorurteile zusammenbrechen und dass sich langsam ein reiferes Verständnis entwickelt.
Ein kürzlich ausgestrahltes BBC Radioprogramm gab dem Direktor einer der bestgeachteten englischen Kunstinstitutionen, Michael Boyd von der Royal Shakespeare Company, die Gelegenheit, dem Vorurteil entgegenzutreten, dass die so genannte Videogeneration über eine jämmerlich kurze Aufmerksamkeit gegenüber Kunstwerken verfügt. Der Moderator der Sendung leitete die Diskussion mit der Frage ein, ob Tanz, Theater und Oper von den neuen Medien, wie zum Beispiel den Computerspielen bedroht wären, doch Boyd antwortete mit hervorragender Großzügigkeit:
Ich behaupte, dass das Maß…