Ort – Erinnerung – Architektur
Über den Genius Loci
Herausgegeben von Jan Pieper
Immer mehr Künstler gestalten Räume, Installationen und Skulpturen, in denen sie sich mit den spezifischen Eigenschaften von Orten auseinandersetzen, geografische, geomantische oder kulturhistorische Gegebenheiten berücksichtigen oder verdeutlichen (dies wird das Thema eines der nächsten Bände sein), dem “Genius Loci” nachspüren. Sie beschwören “Plätze der Macht – Orte der Kraft” (so hieß z.B. 1976 ein Bildhauersymposion der Galerie Falazik in der Lüneburger Heide, siehe KF. Bd. 17) oder schaffen in ihren Skulpturen Verbindungen zu den Orten, an denen sie aufgestellt werden, wenn auch nicht immer so direkt wie Joseph Beuys mit seiner Arbeit “Straßenbahnhaltestelle”, die er durch eine Bohrung im Boden des Deutschen Pavillons der Biennale Venedig mit der Lagune verband (KF. Bd. 17).
Im Bereich der Architektur beginnt sich allmählich wieder die Erkenntnis durchzusetzen, daß kein menschenwürdiges Bauen möglich ist, wenn nicht einprägsame Orte geschaffen oder erhalten werden, die Identifizierung ermöglichen.
Die Künstler sollten ihren engen goldenen Käfig des Kunstbetriebes verlassen und wieder Verbindung mit der Architektur suchen, jenem gestalterischen Bereich, der wie kein anderer direkt unsere Befindlichkeit beeinflußt; die Architekten sollten wieder mehr auf das schauen, was Künstler machen: wir brauchen wieder eine Integration aller Künste, wenn wir /unsere desolate kulturelle Situation bekämpfen wollen – so lautete die Grundforderung des Kunstforum-Bandes “Goldener Oktober” (KF. Bd. 65). Kunstforum hat von anfang an, seit “Architektur als Kunst” (KF. Bd. 10, 1974) für eine enge Verbindung plädiert und entsprechende Beiträge publiziert.
Mit diesem Band nun beginnt eine Themenreihe in lockerer Form, die in der…
