MARTIN BLÄTTNER
Ordnung im Zwielicht
Zur Beziehung zwischen Ort, Skulptur und Installation
William Engelen, Urs Frei, Toland Grinnell, Carina Randløv
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 20.4. – 23.6.2002
Koffer wecken unsere Reiselust oder unseren -frust, wir assoziieren Gefühle des Freiseins und des Fernwehs oder wir leiden unter dem auferlegten Zwang zur Mobilität oder wir verspüren in der Rolle des Weltenbummlers das dringende Bedürfnis, wenigstens beim Schnüren der Habseligkeiten, Ordnung in das Chaos des Nomaden zu bringen. Toland Grinnell zeigt ein ganzes Sortiment variabel nutzbarer Schrankkoffer mit luxuriösem Innenleben in einer Ausstellung, die das Verhältnis zwischen dem Ort, der Skulptur und der Installation klären will. Im Museumsraum des Kunstvereins reihen sich diese edlen Objekte an zwei Wänden und sind – was eigentlich in diesem Zusammenhang zu erwarten wäre – nicht völlig funktionslos, sondern leben geradezu vom Ideenreichtum seines Erfinders im Hinblick auf mögliche Mobilität.##### Quasi als Ersatz für fest installierte Sanitär-Anlagen und in Stein gemauerte Wohnträume entwickelt Grinell statische oder transportable Objekte in der Kofferform: die Dusche mit dem Wassertank, das weiße Keramik-Bidet und die Metallwaschbecken für Sie und Ihn, den Schrankkoffer mit den Handtuch-Haltern, den Schrankkoffer mit dem Kamin und den Holzscheiten nebst Schlafzimmer inklusive 50 Kondomen und einem vergoldeten Vibrator. All das bewegt sich auf hohem standardisierten und durchgestylten Niveau – stets mit dem wiedererkennbaren T.G. Monogramm versehen. “Ordnung im Zwielicht” heißt diesmal die Ausstellung im Vierecksaal, in dem zuvor Raffael Rheinsberg seine Fundstücke ausgebreitet hatte. Offenkundig will der Kunstverein mit dem alten Klischee aufräumen, wonach bildnerische Ordnungssysteme zwangsläufig aus dem künstlerischen Chaos entspringen müssen….