Open World – Games und Bildende Kunst ¹
Ästhetiken, Strategien, Diskurse
von Stephan Schwingeler
DIE FRAGE NACH DER KUNST
In manchen Kontexten – etwa von dem Kommunikationswissenschaftler Henry Jenkins – wird die Frage, ob es sich bei Computerspielen um Kunst handelt2, im Jahr 2000 grundsätzlich positiv beantwortet.3 Es wird nicht aus kunstwissenschaftlicher oder kunsttheoretischer sondern aus populärkultureller Perspektive für das Computerspiel als eine Form von Kunst argumentiert, die sich an Gilbert Seldes’ Seven Lively Arts von 1925 ankoppeln ließe.4
Im Gegensatz dazu wird die Kunstfrage deutlich von Roger Ebert verneint. Der bekannte amerikanische Filmkritiker vertrat 2005 die Meinung, dass Computerspiele gegenüber Filmen grundsätzlich minderwertig sind [inferior] und sie sich niemals zu einer eigenständigen Kunstform entwickeln könnten, was die Debatte um den Kunststatus ins Polemische wendete und neben vielen tausend Kommentaren im www auch eine Diskussion mit der prominenten Game Designerin Kellee Santiago provozierte.5
Die Frage nach dem Kunststatus des Mediums wird 2007 auch in dem Sammelband Videogames and Art adressiert. Brett Martin argumentiert darin, dass Computerspiele zu einer Kunstform avancieren können, wenn sie sich vom alten Medium Film emanzipieren. Ernest Adams vertritt die ähnliche These, dass Computerspiele ästhetisch heranreifen und über den intendierten Zweck der Unterhaltung hinausgehen müssen, um die Nobilitierung der Kunst zu erfahren.6 Computerspiele scheinen demnach zu trivial zu sein, um als Kunst zu gelten.
Die Frage, ob Computerspiele intrinsisch – per se – eine Kunstform darstellen7 oder nicht 8, ist (wissenschaftlich) gewiss nicht zielführend.9 Vor diesem Hintergrund lässt sich konstatieren: „Während in den Anfangszeiten der Debatte um das damals noch junge Medium diskutiert wurde,…