Christian Huther
Op Art
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 17.2. – 20.5.2007
Endlich eine Kunst für alle, die keine Vorkenntnisse verlangt, ohne klassische oder biblische Anspielungen auskommt und damit spontan erlebbar ist. Nach einer solchen demokratischen Alltagskunst strebten die Kunstschaffenden um 1955 und stützten sich dabei auf ihre Vorläufer von Konstruktivismus, De Stijl und Bauhaus. Aus geometrischen Formen und Figuren entwickelten sie, im Paket mit Kontrastfarben, eine Kunst der (Augen-)Täuschung zwischen Sehen und Verstehen. Sie verbanden sogar Kunst und neue Technologien miteinander und wollten damit eine neue Sprache der Wahrnehmung durchsetzen. Freilich kommt so das Auge nicht zur Ruhe. Die Bilder, Skulpturen und Räume bieten keinen Halt, sie sind in Bewegung, ähnlich wie im Auge des Betrachters selbst eine Bewegung stattfindet.
Heute ist die Op Art, diese mit physikalischen Gesetzen des Lichts und der Optik spielende Kunst, längst Historie. Der demokratische Anspruch wurde ihr zum Verhängnis. Rasch wurde diese Alltagskunst nämlich populär, fand als billige Druckgrafik, aber auch auf Postern und Kaffeetassen derart massenhafte Verbreitung, dass man ihrer bald überdrüssig wurde. Der Kunstmarkt strafte damals noch eine zu schnelle Markenbildung. Den schlechten Ruf der Op Art – der Begriff wurde erst 1964 in Anlehnung an die Pop Art erfunden, als die optische Kunst schon auf ihrem Höhepunkt war – will die Frankfurter Schirn Kunsthalle ändern und hat dazu 84 Werke von 54 Künstlern versammelt.
Aber die Hälfte dieser Künstler ist heute den meisten kaum noch geläufig. Wer kennt etwa Martha Boto, Walter Zehringer oder Milan Dobes? Immerhin zeigen diese Namen, dass die Bewegung um die Welt…