Renate Puvogel
On Kawara
“Wieder und Wider”
Portikus, 19.3.-26.4.1989
Von der Kölner Ausstellung “Bilderstreit” bleibt einem der langgestreckte Raum mit 23 Datum-Bildern aus der “Today-Serie” von On Kawara am nachhaltigsten in Erinnerung. Hier blicken die monochromen Tafeln, unterschiedlich in Format und Farbe, mit ihren Tages-Daten zwischen 1966 und 1988 durch die Fensterfront auf das Panorama von Köln und auf den Rhein; Vergangenheit und Gegenwart gehen ein in das gleichmäßige Fließen des Stroms. Die Tafeln kehren dem übrigen Ausstellungsspektakel den Rücken zu und relativieren es innerhalb eines Kontinuums von Raum und Zeit. Kaspar König pariert in einer konzentrierten Schau mit denselben Waffen: mit 23 Datum-Bildern, ebenfalls die Jahre 1966 bis 1988 umgreifend, schwarzen Tafeln gleicher Größe, auf denen mit Acryl in identischen Schriftzügen der Entstehungs-Tag geschrieben steht. Das Datum ist jeweils in der Sprache und Anordnung des Landes notiert, in dem On Kawara das Bild gemalt hat. Hier aber wenden sich die Tafeln nicht ab vom Kunstgeschehen, das den Künstler im Ablauf der Zeit begleitet hat, sondern König, der On Kawara seit Jahrzehnten kennt, hat mit dessen Einverständnis jedem Datum-Bild ein Kunstwerk eines anderen Künstlers zugeordnet, das im entsprechenden Jahr entstanden ist. Die Arbeiten stammen entweder von der Hand Frankfurter Künstler oder aus Frankfurter Sammlungen, womit König geschickt und ohne großen Aufwand den Kooperierenden seine Reverenz erweisen kannt. On Kawaras Tableaux wandern weiter nach Chicago (Renaissance Society) und Nagoya (I.C.A.). “Daher ist das Konzept der Ausstellung darauf ausgerichtet, die jeweils ortsspezifische Präsenz und Diskussion zeitgenössischer Kunst darzustellen, indem die Kuratoren die Auswahl der Kunstwerke…