Lothar Romain
Olivier Thomé
‘Der Weg der neuen Gestaltung’, schreibt Mondrian Ende der dreißiger Jahre in einer Aufsatzsammlung, ‘ist eine Konstruktion, welche die Bildung begrenzender Formen vermeidet, dadurch kann sie objektiver Ausdruck der Realität sein.’ Beinahe zwanzig Jahre früher hatte Malewitsch der Kunst einen ähnlichen Weg gewiesen: ‘Die Kunst der Malerei ist nicht das Vermögen, eine Konstruktion zu schaffen, die auf den ästhetischen Geschmack an der anmutigen Schönheit im Verhältnis von Formen und Farben gegründet ist, sondern die vielmehr auf dem Grund des Gewichtes, der Geschwindigkeit und der Richtung der Bewegung ruht.’ Und Lissitzky hatte ergänzt: ‘Es tritt die Aufgabe auf, mit materiellen Elementen den imaginären Raum zu gestalten. ‘Kunst sollte losgelöst werden von dem Zwang, als Bild auf etwas anderes als sich selbst verweisen zu müssen, sollte nicht länger Widerschein oder Reflex einer Außenwelt sein, sondern selbst ‘objektiver Ausdruck der Realität’ sein, mehr noch, Realität schaffen. Im Spektrum solcher Aussagen ist auch die Arbeit des 28jährigen französischen Künstlers Olivier Thomé angesiedelt. Suprematismus und Konstruktivismus geben den Boden, auf dem sich jene künstlerische Position entwickelte, die heute zu Künstlern wie Thomé führt. Dabei geht es allerdings nicht um eine späte Nachfahrenschaft, sondern mehr um eine geistige Verwandtschaft in der Zielsetzung, nämlich einer Theorie das ihr adäquate Bild zu finden, sich herauszulösen aus einer subjektivistischen, erzählenden Kunst. ‘Meine Arbeit’, schreibt Thome’, ‘ist geprägt von dem Wunsch nach Ökonomie und Klarheit’ – ein Satz, der auf eine lange Tradition verweisen kann, weit über Malewitsch hinaus bis zurück zur französischen Aufklärung: Erkanntes soll in…