Ingo Arend
Olafur Eliasson
»Innen Stadt Außen«
Martin Gropius-Bau, Berlin, 28.4. – 9.8.2010
Weather Project. Wenn Besucher von der legendären Ausstellung in der Londoner Tate Gallery berichten, kommen ihre Augen noch immer ins Leuchten. Vor knapp sieben Jahren hatte der isländisch-dänische Künstler Olafur Eliasson eine riesige Sonne in eine alte Turbinenhalle des britischen Kunsttempels hängen lassen. Über den Boden waberte Nebel. Tagelang lagen die Besucher verzückt im Bann des glühenden Gestirns. Über zwei Millionen Menschen sahen zur Jahreswende 2003/2004 das Spektakel: die größte Einzelausstellung eines lebenden Künstlers, die es jemals gab.
Überwältigungsästhetik ist ein Etikett, das seitdem hartnäckig an Eliassons Kunst klebt. Nichts wäre falscher als das. Denn was in London zu sehen war: die Apparaturen, mit denen dieses „Natur“schauspiel hergestellt wurde, das ist auch in Berlin zu sehen. Der riesige, umgedrehte Kristallkörper, den er in die Mitte des Martin Gropius-Baus gestellt hat und der das Berliner Tageslicht – dem Titel der Ausstellung gemäß – in das Innere des ehemaligen Kunstgewerbemuseums spiegelt, verzaubert auf den ersten Blick wie ein kostbares Spiegelkabinett oder ein Kristallpalast. Doch an den Stahlverstrebungen auf der Rückseite, an den leicht zitternden Folien, aus denen er zusammengesetzt ist, kann man sofort das Gemachte erkennen: Schönheit, so die Botschaft des 1967 in Kopenhagen geborenen Künstlers, der seit 1994 in Berlin lebt, ist herstellbar.
Die Karriere Olafur Eliassons ist das typische Beispiel für den Künstler, der im Sog der Nachwendezeit in Berlin groß wurde. Das Raumerlebnis dieser Zeit, die plötzliche Öffnung von Räumen, die 40 Jahre lang fest definiert und unverrückbar schienen, die…