Olaf Probst: 1 : 1
VON MICHAEL SCHILL
Olaf Probst wurde im Herbst 1992 nach Margam Park, Port Talbot (England), zu einem dreimonatigen Aufenthalt als “sculptor in residence” eingeladen. Margam Park ist ein Stück Kulturlandschaft mit 500jähriger gartenbaulicher Tradition. Schon im Barock und in der Renaissance wurde hier versucht, Natur zu kultivieren. Probst ging mit der vorgefundenen Situation (Skulpturen nach klassischem Begriff, die durch mehr oder weniger postmoderne Erscheinungsformen die Brücke zwischen Tradition und Jetzt zu schließen versuchen), ganz der Logik seiner Arbeit folgend, radikal ins Gericht. Dem Brechen von sechs eine Tonne schweren Findlingen und deren Plazierung auf einer freiliegenden Anhöhe inmitten des Parks folgte deren Definition in Form eines vor ihnen auf dem Boden angebrachten Schildes. Dieses Schild gibt zu verstehen, daß die Steine, aus der Entfernung gesehen eher wie eine mythische Stätte des Neolithikums anmutend, als sechs Tonnen schwerer “Eyecatcher” zu sehen und zu verstehen sind.
Der Bezug zu diesem Vorgehen ergibt sich aus einer Tradition der Renaissance, in der kleine Schlösser und Gebäude als Bezugspunkte des Auges in die Parklandschaft integriert wurden – in Margam Park existieren noch zwei derartige historische “Eyecatcher”. Das Schild weist des weiteren darauf hin, daß die als Material gewählten Steine in Form von Schotter gewöhnlich die Basis von englischen Autobahnen bilden. Bis zu diesem Punkt ruht die Arbeit noch in der Tradition von Form und Inhalt, bezogen auf ein Material, gerade sich selbst genügend, auf einen Ort und dessen Geschichte ebenso verweisend wie diesen ausfüllend. Soweit der Bildhauer.
Das Schild teilt uns beim Weiterlesen mit,…