Olaf Nicolai
Mich interessiert die Frage, wie und warum bestimmte Gestaltungen (von Räumen) zustande kommen, tradiert und favorisiert werden. Damit verbunden ist auch die Frage nach dem Naturbegriff. Garten wäre da nur ein Thema, Landschaft ein weiteres. Was mich bewegt, ist, inwiefern die Sinnlichkeit der Konstruktion von Sinn vorausgeht, also Bedeutungen, Inhalte, Konzepte bestimmten emotionalen Konstellationen entsprechen. Deshalb auch mein Interesse für die Romantik, die für mich den ersten Versuch in der Moderne darstellt, emotionale Komplexe zu modulieren. Was eben auch heißt, ihre Konstruiertheit zu thematisieren. Und das alles im Zeichen der Ware – Emotion als Produkt.
Olaf Nicolai
Pflanze / Interieur
Interieur: Das Innere, der umbaute und abgegrenzte Raum mit seinen Gestaltungen. Pflanze: Ein Element des Außens, der Landschaft, die die Innenräume umschließen.
Das Verhältnis des Innen zum Außen ist eines von Natürlichem und Künstlichem, von Fakt und Artefakt. Es ist keines des Ausschlusses oder der einfachen Entgegensetzung. Viel eher eines der Übergänge und Wandlungen.
Jenseits seiner Nutzfunktion erweist sich der Garten als Sinnbild. Er ist ein Ort, in dem sich physis (Pflanze) und meta-physis (Ordnung) begegnen.
Dieser Raum ist ein Text, den es zu lesen gilt. Und er ist Programm. In ihm bilden sich die Muster, die auf das Außen zurückwirken und es verwandeln. Auch der Text wird Natur.
Natur und Konstruktion. Im Bild der Pflanze scheint beides noch vermittelbar.
Der Romantiker Philipp Otto Runge bemerkt über seine Scherenschnitte, daß er, gleichsam botanisierend, die Pflanzen nach der Natur bis zur Wurzel ausgeschnitten habe.
Als den “en Insassen des Interieurs” bezeichnete Walter Benjamin für das 19. Jahrhundert den Sammler….