Stephan Berg
Endzeit: Rotweiße Absperrgitter, Einkaufswagen und Pflastersteine verknäult zu einem Metallhaufen, in dem noch die Atmosphäre mutmaßlich vorangegangener Gewalttätigkeiten nachschwingt, Mülleimer zu einem vage antropomorphen Ensemble geklont, zersplitterte Glaskolben und andere Laborutensilien zu bedrohlich kippender Schieflage gehäuft, ein zertrümmertes Basketballfeld spitzschartig aufgegipfelt. Wo Olaf Metzel auftritt, verwandelt sich unsere oberflächenselige, blankgeputzte Welt in das Trümmerfeld, das sie hinter ihrer spiegelnden Fassade tatsächlich ist. Mit erfrischender Aggressivität fräst der 40jährige gebürtige Berliner eine zackige Schneise durch die esoterische Vorstellung einer im autonomen “Anderswo” angesiedelten Kunst und entwirft seine Skulpturen als explizit politischen Kommentar auf die selbst aus den Fugen geratene Wirklichkeit des späten 20. Jahrhunderts.
Mit dieser Haltung, die Kunst wieder als Einmischung, als Handlung versteht, hat sich der in München lebende Künstler in nur wenigen Jahren ganz nach oben katapultiert. Einer seiner stärksten Entwürfe, die 1991 entstandene und bei “Metropolis” erstmals gezeigte Arbeit “112 : 104” bildet nun auch das Zentrum der Ausstellung, die die Kunsthalle Baden-Baden Olaf Metzel und Hinrich Weidemann anläßlich der Verleihung des Förderpreises zum Internationalen Preis des Landes Baden-Württemberg eingerichtet hat. Im wunderschönen Oberlichtsaal der Kunsthalle stapelt sich der Holzboden eines in seine Einzelteile zerborstenen und zersägten Basketballfeldes zu einer Pyramide totaler Zerstörung aufeinander. Metallverstrebungen schießen aus dem Chaos in die Höhe, schief ragt der Korb wie eine Erkennungsmarke in den Raum. Im Hintergrund steht ganz friedlich und unberührt eine Tafel, die das Ergebnis verkündet: Heim: 112, Gast: 104.
Auf den ersten Blick scheint diese Arbeit nur ein Ziel zu kennen: die Thematisierung des offensichtlichen und bekannten Zusammenhangs…