Okwui Enwezor
Wir müssen die Komfortzonen des Publikums stören und Dinge zeigen, die nicht vertraut sind.
Heinz Schütz im Gespräch mit dem Direktor des Münchner Haus der Kunst und Künstlerischen Leiter der 56. Biennale von Venedig
Seit Oktober 2011 leitet Okwui Enwezor in München das Haus der Kunst. Enwezors Auseinandersetzung mit Kunst findet bis heute auf theoretischer und kuratorischer Ebene statt. Er gründete 1993 die Zeitschrift „Nka: Journal of African Art“, er unterrichtete im universitären Bereich. Er leitete und kuratierte eine Reihe von Biennalen, so die zweite Johannesburg Biennale, die Biennale für zeitgenössische Kunst in Sevilla, die 7. Gwangju Biennale. Er war künstlerischer Leiter des Performance-Projekts „Meeting Point 6“, von „La Triennale“ in Paris (2012) und zwischen 1998 und 2002 der documenta 11, wo er im globalen Maßstab verschiedene Städte mit Programmen vor Ort in die documenta involvierte.
Neben seiner Tätigkeit als Direktor des Haus der Kunst ist Enwezor zurzeit als künstlerischer Leiter für die im Mai beginnende Venedig-Biennale verantwortlich. Die 120-jährige Geschichte der Biennale im Blick, weist er auf das Jahr 1914 und 1939, den Beginn des Ersten und Zweiten Weltkriegs, wo er durchaus Parallelen zu heute sieht: „Die globale Landschaft ist wieder zerrüttet und in Auflösung begriffen, gezeichnet von gewaltsamen Tumulten, in Panik versetzt vom Gespenst ökonomischer Krisen und ansteckender Turbulenzen, von sezessionistischer Politik und humanitären Katastrophen auf hoher See, in den Wüsten und Grenzgebieten, wo Immigranten, Flüchtlinge und Verzweifelte nach Zuflucht suchen in anscheinend ruhigere und wohlhabendere Ländern.“ Besonders inspirierte Enwezor die 1974er-Biennale, die nach Pinochets Militärputsch in Chile zur…